Der Unternehmer Tews wirkt bescheiden, erwähnt eher beiläufig, dass es damals auch schwere Momente gab, als das Unternehmen zum Bestücken von Leiterplatten, dem eigentlichen Geschäft der ATP, den rauen Wind der Mitbewerber aus dem Osten zu spüren bekam. "Es waren harte Zeiten, in denen andere Existenzgründer in der Branche reihenweise die Segel strichen", meint Uwe Tews. "Genau dafür", pflichtet IHK-Leiter Raab ihm bei, "für das Durchhaltevermögen über 25 Jahre gebührt Ihnen ein besonderer Dank". Es ist ein kurzer Moment, in dem die Übergabe der IHK-Urkunde ein Viertel Jahr-hundert hart erkämpftes Unternehmertum nur begrenzt zum Ausdruck bringen kann. Und wer nicht weiß, wie teils ruinöse Preiskämpfe um das Bestücken von Platinen mit kleinen und kleinsten Bauteilen dem Unternehmer unruhige Nächte bescherte, wer nicht vom Fach ist und nicht erkennt, welch hohes Wagnis das Investieren in immer größere und schneller arbeitende Produktionsanlagen mit sich bringt, wird dem Jubiläum des Elektronik-Fertigers, das diese Feierstunde zum Ausdruck bringen will, nur schwer gerecht.
Aus der Not geboren, eine profitable Nische entdeckt
Auch die Mauern des roten Backsteingebäudes, Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, in dem jetzt 20 Fachkräfte ihre berufliche Heimstätte gefunden haben und inzwischen bis zu 11.000 verschiedene Bauelemente auf braunen und grünen Platinen mit hochkomplexen Maschinen im Hightech-Verfahren verbaut werden, geben wenig Auskunft über die Idee, aus der das Unternehmen geboren wurde: Mit 19 Jahren, während des Studiums der Informatik gründete der gebürtige Pinneberger sein erstes Elektronik-Unternehmen, die Tews Technologies, heute räumlich gleich nebenan. Wie damals, vor über 40 Jahren dem Stand der Technik entsprechend, fertigte man Leiterplatten in THT-Manier, einer Methode, bei der die Bauteile "Through The Hole" mit Drähten durch die Leiterplatte gesteckt und gelötet wurden. Eine Arbeit, die oftmals noch mit ruhiger Hand in Heimarbeit getätigt wurde. Jahre später kam die SMDBestückung auf, die nur von Hightech-Maschinen und längst nicht mehr daheim am Küchentisch von Frauenhänden gebaut werden können. Nicht selten jedoch fragen Kunden vor der Serienfertigung zunächst Prototypen an. Auch die Tews Technologies war hier gefordert und ließ die Arbeit, noch ohne den dafür nötigen Gerätepark, durch Subunternehmer fertigen. "Eine Arbeit, die man nur schwer unterbringen konnte, Einzelstücke rechnen sich auf den extrem teuren Anlagen zumeist nicht. Wir kamen uns vor wie Lückenfüller", gibt Uwe Tews zu bedenken und nippt an seinem Glas Sekt. "Doch wir erkannten schnell, dass es anderen Elektronik-Unternehmen mit der Prototypenfertigung ähnlich ging". Plötzlich blitzen seine Augen, bekommen einen anderen Glanz: "Was so gefragt ist und andere ungern erledigen, dachten wir, könnte eine neue Geschäftsidee sein". Sie war es - und mit ihr die Geburtsstunde der ATP Elektronik, die neben mannigfaltigen Fremdaufträgen für mehr als 40 verschiedenen Kunden auch heute noch für die Tews Technologies fertigt.
Das Unternehmen im Herzen Halstenbeks ist heute eine feste Größe in Deutschlands Norden geworden. "Unsere Klientel", meint Uwe Tews, "siedelt in einem Kerngebiet, dass wir in gut einem Tag bereisen können. Wir praktizieren Nähe, schneller Service ist ein wichtiger Punkt, um Kunden gut zu bedienen" - sagt's und erhob noch einmal sein Glas in die Runde.