Das Saisonfinale in der ehemaligen portugiesischen Kolonie war an Dramatik kaum zu überbieten. Während Priaulx einmal mehr jubeln konnte, hatten die beiden BMW Team Germany Piloten Pech. Augusto Farfus (BRA) lag im ersten Lauf auf dem zweiten Platz, als er in der letzten Runde von Gabriele Tarquini (ITA/SEAT) angestoßen wurde, in die Mauer einschlug und aufgeben musste. So konnte er im zweiten Lauf nicht mehr in die Entscheidung um den Fahrertitel eingreifen. Der 24-Jährige belegte nach seiner ersten Saison für BMW mit 71 Punkten Platz vier in der Fahrerwertung. Jörg Müller (Hückelhoven) war im zweiten Rennen kurz davor, als Fünfter zumindest vier WM-Zähler aus Macau mitzunehmen. Allerdings wurde auch er kurz vor Rennende von einem Konkurrenten umgedreht, so dass seine beeindruckende Aufholjagd nicht belohnt wurde. Er musste sich mit 66 Punkten und Platz sieben im Gesamtklassement zufrieden geben.
Im ersten Lauf des Tages legte Priaulx den Grundstein für seine erfolgreiche Titelverteidigung und profitierte dabei einerseits vom Ausscheiden Mullers, der bis dahin in Führung gelegen hatte, und vom Unfall zwischen Farfus und Tarquini. Dadurch gelang es ihm, vom zwölften Startplatz doch noch auf den achten Rang zu fahren, der in der WTCC gleichbedeutend mit der Poleposition für das zweite Rennen ist. Farfus hatte am Start Tarquini überholt und hielt Kontakt zum Führungsduo, bestehend aus Muller und Alain Menu (SUI/Chevrolet). Nachdem Muller ausgeschieden war, hätte sich Farfus mit dem Gewinn von acht Punkten im Titelkampf zurück gemeldet. Dann machte die Kollision mit Tarquini alle Hoffnungen des Brasilianers zunichte. Die beiden Fahrer vom BMW Team Italy-Spain, Alessandro Zanardi (ITA) und Félix Porteiro (ESP), kamen auf den Plätzen zehn und zwölf ins Ziel. Müller sah als 13. die Zielflagge, während Fredrik Ekblom (SWE) für das BMW Team UK Rang 16 belegte. Der Sieg ging an Menu.
Vor dem zweiten Rennen stand fest, dass der Fahrertitel zwischen Priaulx und Thompson entschieden würde. Allerdings ließ Priaulx von Beginn an keine Zweifel an seinem Siegeswillen aufkommen: Er startete gut und verteidigte die Führung. Nach wenigen Runden hatte der 33-Jährige einen Vorsprung gegenüber Thompson herausgefahren, der sich am Start vom vierten auf den zweiten Platz verbessert hatte. Priaulx hielt dem Druck stand, beging keinen Fehler und überquerte nach neun Runden zum dritten Mal in dieser Saison als Sieger die Ziellinie. Damit war ihm der vierte Triumph in einer FIA Tourenwagemeisterschaft in Folge - 2004 hatte er bereits die Europameisterschaft gewonnen - nicht mehr zu nehmen.
Weiter hinten im Feld ging es turbulent zu. Zanardi musste in der "Lisboa-Kurve" kurz nach dem Start einem anderen Fahrzeug ausweichen und fand sich abseits der Strecke wieder. In der dritten Runde musste er mit einem technischen Problem aufgeben. Sein Teamkollege Porteiro wurde bei seinem Renndebüt in Macau als Siebter mit zwei WM-Punkten für eine starke Leistung belohnt. Er kam in der Fahrerwertung auf Platz elf, Zanardi schloss die Saison als 15. ab. Ekblom sammelte bei seinem dritten Einsatz für das BMW Team UK in diesem Jahr als Neunter seinen ersten WM-Punkt, da der vor ihm platzierte Gaststarter Colin Turkington (GBR/Team Aviva) im BMW 320si nicht punkteberechtigt war. Müller, der sich vom 13. auf den fünften Platz verbessert hatte, verließ Macau nach dem Unfall kurz vor Ende des Rennens ohne Punkte.
Reaktionen:
BMW Motorsport Direktor Mario Theissen:
"Das war mit Sicherheit die engste Saison, die wir bisher in der Tourenwagen-WM erlebt haben. Noch nie waren wir in einer derart schwierigen Ausgangsposition. Erstmals sind wir nicht als Favoriten nach Macau gereist. Das hat sich im Qualifying bestätigt. Es war klar: Wenn nicht irgendwas Unerwartetes passiert, ist es unmöglich, die Meisterschaft zu gewinnen. Aber Macau war schon immer etwas Besonderes. Hier muss man bis zur Zielflagge alles geben. Das war auch heute der Fall. Der Rennverlauf war unvorhersehbar, aber unsere Fahrer haben die Chance genutzt, die sie hatten. Herzlichen Glückwunsch an Andy Priaulx, das BMW Team UK und alle Mitarbeiter in München, die hart für diesen Erfolg gearbeitet haben. Gratulation auch an unsere Konkurrenten, die uns bis zum letzten Rennen einen harten Kampf geliefert haben."
Andy Priaulx (BMW Team UK):
"Ich gebe niemals auf. Aber ich wusste, dass etwas Besonderes passieren musste. Man braucht Glück, um die Meisterschaft zu gewinnen, aber man muss sein Glück auch packen, wenn man die Chance dazu hat. Heute war mein Tag. Dank BMW und allen, die mich auch nach einem schwierigen Tag wie gestern unterstützt haben, konnten wir in den Rennen heute zurückkommen. Ich möchte aber auch Yvan Muller mein Mitleid aussprechen. Yvan ist eine fantastische Saison gefahren. Aber auf der anderen Seite bin ich im Augenblick einfach nur glücklich."
Augusto Farfus (BMW Team Germany):
"Ich bin natürlich maßlos enttäuscht. Nach Yvan Mullers Ausfall wäre ich im Titelrennen plötzlich wieder in einer guten Position gewesen. Aber dann kam es zu dieser unnötigen Kollision. Gratulation an Andy. Er war heute zur richtigen Zeit am richtigen Ort."
Jörg Müller (BMW Team Germany):
"Ich habe im zweiten Rennen hart darum gekämpft, weiter nach vorn zu kommen, aber es sollte nicht sein. Wenn man in der letzten Runde von einem Konkurrenten ins Aus befördert wird, dann ist das immer enttäuschend. Ich freue mich, dass BMW wieder alle Titel gewinnen konnte. Im nächsten Jahr werde ich wieder voll angreifen."
Rennkalender:
11. März - Curitiba (BRA), 6. Mai - Zandvoort (NLD), 20. Mai - Valencia (ESP), 3. Juni - Pau (FRA), 17. Juni - Brno (CZE), 8. Juli - Porto (PRT), 29. Juli - Anderstorp (SWE), 26. August - Oschersleben (DEU), 23. September - Brands Hatch (GBR), 7. Oktober - Monza (ITA), 18. November - Macau (MAC).