Dass Potsdam neben der historischen Architektur von Weltruhm auch hervorragende zeitgenössische Architektur zu bieten hat, davon konnte man sich bei den im Rahmen des Forums angebotenen Architekturexkursionen in und um Potsdam überzeugen. Das Hans Otto Theater und die Umnutzung der historischen Gebäude an der Schiffsbauergasse standen ebenso auf dem Programm wie der Nikolaisaal, der von dem französischen Architekten Rudy Ricciotti im Jahr 2000 zu einem ungewöhnlichen Veranstaltungssaal umgebaut worden war und die neue Bereichsbibliothek für die Philosophischen Fakultäten der Universität Potsdam von ff-architekten, Berlin.
Die Moderation von Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der DBZ, spannte dann im Anschluss an die Führungen einen Bogen zwischen den Beiträgen der Referenten, die sich auf unterschiedlichen Ebenen damit beschäftigten, wo und wie sie in ihrer Arbeit Farbe zur Identität eines Gebäudes, zur Steigerung des Erlebniswertes einsetzen.
In allen Vorträgen wurde deutlich, dass in den Konzepten Farbe nicht modisches Dekor ist, sondern prägender Bestandteil des architektonischen Raums. Materialität, Farbe und Licht bedingen und unterstützen einander.
Prof. Ruth Berktold von yes architecture, München stellte aktuelle Projekte ihres Büros vor, in denen Farbe zur Differenzierung unterschiedlicher Gebäudeabschnitte oder Nutzungsbereiche eingesetzt wurde. Das Spektrum reichte von starken, kräftigen Farben bis zu zurückhaltenden Grau-Weiß Abstufungen, in denen durch die Farbwahl räumliche Tiefe erzeugt wurde.
Darüber hinaus vermittelte die Präsentation von innenräumlichen Gestaltungen wie Showrooms oder Ladenausbauten, in denen Farbe als Leitsystem oder im ornamentalen Kontext eingesetzt wurde, einen informativen Eindruck von der Arbeit des international agierenden Büros.
Die von Fokke Moerel, Mitglied des Direktoriums des bekannten niederländischen Büros MVRDV, Rotterdam, vorgestellten Projekte beeindruckten die Teilnehmer des Symposiums durch ihre Signifikanz und teilweise provozierende Farbgebung. Kräftig blau leuchtende Penthäuser, orangefarbene Lückenbebauungen und völlig monochrom gestaltete Hotelinnenräume sorgten für lebhafte Diskussionen.
Mit besonderer Spannung wurde der Vortrag von Wolfram Putz von GRAFT — das Label, Berlin, erwartet. Sein unterhaltsamer und spannungsvoller Vortrag enttäuschte diese Erwartungen nicht: Als „Geschichtenerzähler“ bzw. „Storyboarder“, als das sich das Büro GRAFT versteht, stellte er Projekte wie das Hotel Q am Ku-Damm in Berlin vor, in dem farblich keine Trennung von „Wand/Boden/Decke“ vorgenommen wird. Innenräumliche Qualitäten, die im Wesentlichen durch die Farbe geprägt werden, zeigten auch seine Entwürfe für mehrere Zahnarztpraxen in Berlin: So sollen gelbe, mit Siebdruck verkleidete „Dünenlandschaften“ die „Angst vorm Zahnarzt“ nehmen.
Das bekannteste Projekt, das Wolfram Putz vorstellte, ist das gemeinsam mit dem Schauspieler Brad Pitt entwickelte „Pink Project“ in New Orleans. Für ein durch den Hurrikan Katrina zerstörtes Wohngebiet, das 14 Blöcke umfasst, entwarf GRAFT im Rahmen der „Make It Right“—Initiative 150 abstrahierte Modell-„Häuser“, um das Gebiet visuell darzustellen. Die Modell-Häuser wurden mit pinkfarbenem Stoff verkleidet und als Platzhalter für künftige Wohnhäuser auf dem Gelände verteilt. Wie ein Planungsmodell in Originalgröße zeigt sich, wie das Viertel nach der Bebauung aussehen könnte. Ziel ist es, auf die Aufbauarbeiten aufmerksam zu machen und Investoren zu gewinnen. Bis Ende 2008 konnte so die Finanzierung von über 80 der geplanten 150 Häuser gesichert und mit dem Bau der ersten Häuser begonnen werden.
Ein Get-together nach Abschluss der Vorträge nutzten viele Teilnehmer um im individuellen Gespräch die Themen zu vertiefen und den anregenden und informativen Veranstaltungstag ausklingen zu lassen.
Spannende Vorträge, interessante Diskussionen, überragende Resonanz — die Brillux Architektenforen haben sich als hochkarätige Fachveranstaltung für Planer etabliert. Ein erfolgreiches Konzept, an das auch zukünftig mit weiteren Foren angeknüpft werden soll.