Die Veranstaltung startete um 13:30 Uhr im Brillux KundenCentrum an der Weseler Straße mit einer Begrüßung durch Alois Hülsheger, Gebietsverkaufsleiter für das Münsterland.
Zur Einstimmung referierte Farbdesignerin Doris Weegen über das „Phänomen Farbe“ und spannte den Bogen von Neuheiten im Jahre 2009 bis zurück in die 50er Jahre. Ein Überblick über die Erweiterung des Farbsystems Scala brachte das Thema Trend und Trendfarbtöne zur Sprache, die ebenso wie ein kleiner Abstecher in die Farbpsychologie zum Tagesprogramm gehörten.
Um sich den 50er Jahren noch besser zu nähern, warf Doris Weegen einen kurzen Blick auf die typischen Stilmerkmale der Jahrzehnte zwischen 2000 und 1950. Im Anschluss gab Stefan Rethfeld, Co-Autor des Architekturführers Münster, einen Ausblick auf die verschiedenen Stationen der Architekturexkursion. Diese startete stilecht in einem Bus der 50er Jahre und mutete fast wie eine Zeitreise an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen Bürger und Stadtplanung, die Stadt auf altem Grundriss wieder aufzubauen — womit Münster deutlich vom Weg anderer Städte wie Hannover, Kassel oder Düsseldorf abwich. Eine junge Architektengeneration stand jedoch für modernere Lösungen. Und so erlebte Münster parallel zum bewahrenden Wiederaufbau der Altstadt 1956 einen „Donnerschlag": Das Stadttheater, der erste Theaterneubau der Bundesrepublik nach 1945, sorgte für Furore.
Während die internationale Architekturkritik sich von den vier wagemutigen Nachwuchsarchitekten Harald Deilmann, Max von Hausen, Ottwin Rave, Werner Ruhnau, die ein demokratisches Theater propagierten, begeistert zeigte, waren die Münsteraner von so viel Moderne zunächst wenig angetan. Das Gebäude liegt diagonal zur Straßenkreuzung und erhebt mit seinem elliptischen Treppenturm und dem hufeisenförmig umlaufenden Foyer die Transparenz zum Programm, setzt sie in Annäherung an das "Totaltheater" von Gropius und Piscator im Inneren fort, wo die Raumgrenzen tendenziell aufgehoben werden, und gibt den Blick auf die Ruinen des Romberg'schen Adelshofs von 1781 frei.
Auch mit dem Bau der Landwirtschaftskammer, des Hauptbahnhofs und des Kiffe-Pavillons, in dem sich heute Karstadt-Sport befindet, gelang es, dem Geist eines konservativen Wiederaufbaus Zeitgenössisches entgegenzustellen.
Anhand einzelner Bauten in der Innenstadt veranschaulichte die Tour die verschiedenen Strömungen, die es seinerzeit gab, und stellte diese zur Diskussion. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Frage, welche Möglichkeiten des Umgangs mit den Bauten aus dieser Zeit sich heute bieten. Im Anschluss an die spannende Architekturexkursion erwartete die Gäste ein Get-together in der ehemaligen Landwirtschaftskammer.