Bereits vor einigen Jahren hat der BVDW den heute virulenten Bedarf an Fachkräften prophezeit. Angesichts der ökonomischen Schwierigkeiten, der die Digitale Wirtschaft vorübergehend ausgesetzt war, sind die mahnenden Worte allerdings kaum wahrgenommen worden. Heute sucht die Branche händeringend nach gut ausgebildeten Arbeitskräften. Dieser Zustand - da sind sich inzwischen alle Verbände, Forschungseinrichtungen und Expertengremien einig - wird sich weiter dramatisch verschärfen. "Die Zeit für konkrete Maßnahmen ist mehr als reif," resümiert BVDW-Geschäftsführerin Tanja Feller. "Umso mehr begrüßen wir den Vorstoß der Initiative D21 mit verschiedenen Projekten der negativen Entwicklung entgegenzuwirken. Wir werden das Projekt, mit dem vor allem Hochschulnachwuchs für die Branche begeistert werden soll, daher nach Kräften unterstützen. Zumal es das derzeit in der Umsetzung befindliche Bildungsnetzwerk der Digitalen Wirtschaft hervorragend ergänzt."
Fachkräftemangel hemmt Wachstum
Trotz der hohen Nachfrage der Branche nach Softwareentwicklern, Programmierern und IT-affinen Fachkräften in den Bereichen Forschung, Vertrieb und Marketing ist die Zahl der Erstsemester an den deutschen Universitäten und Fachhochschulen in der Informatik nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2006 um fünf Prozent gesunken. "Der Fachkräftemangel ist schon heute ein echtes Wachstumshemmnis für die Digitale Wirtschaft und die Anwenderbranchen. Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sind aufgefordert, gemeinsam entschlossen zu handeln," fordert Tanja Feller das Engagement aller Beteiligten ein. Für die Unternehmen der Digitalen Wirtschaft, die am stärksten unter dem akuten Mangel leiden, ergeben sich im Rahmen des Projektes "Attraktive Arbeitsplätze für den Nachwuchs - Deutschlands Zukunft in IKT" verschiedene Möglichkeiten, sich zu beteiligen - dabei ist nicht unbedingt ein finanzielles Engagement, sondern auch der persönliche Einsatz gefordert.
Drei Aktionslinien sieht das Projekt, dessen Leitung das D21-Vorstandsmitglied Prof. Barbara Schwarze (Vorsitzende Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.) übernommen hat, zum derzeitigen Zeitpunkt vor. So sollen in einer Studie die Tätigkeitsfelder und Berufsbilder, die zum großen Teil quer zum System der Berufsklassifikationen verlaufen, strukturiert werden. Auf diese Weise soll Berufseinsteigern eine verbesserte Orientierungsmöglichkeit gegeben werden. Konkrete Einblicke sollen im Rahmen einer Konferenz den Studierenden der IKT-Fächer gegeben werden, die dort die Möglichkeit erhalten sollen, mit erfolgreichen Jungunternehmern, quasi den "neuen Helden" der Branche, direkt in Kontakt zu kommen. Hierdurch soll dem Nachwuchs frühzeitig die Möglichkeit gegeben werden, den erforderlichen Kompetenzen, erfolgreichen Existenzgründungskonzepten und der Arbeitsweise der Branche auf den Grund gehen zu können. Dritter Baustein des Projektes soll ein Austauschprogramm sein, bei dem Top-Leute der Branche ihren Erfahrungsschatz in Form von Projekten, Vorträgen und Diskussionen an die Hochschulen bringen und Studierende im Gegenzug die Möglichkeit erhalten, im Rahmen eines "Shadowing-Programms" Spitzenkräfte in ihren Unternehmen zu besuchen. Durch diese Maßnahmen soll das Image der Branche gestärkt sowie die Vielfältigkeit und Attraktivität des Arbeitsumfelds Digitale Wirtschaft dokumentiert werden.
BVDW plant Uni-Roadshow und Bildungsnetzwerk
"Für interessierte Unternehmen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Beteiligungsmöglichkeiten, sie stoßen bei uns ganz sicher auf offene Ohren," so Tanja Feller, die persönlich als Ansprechpartnerin für unterstützungswillige Unternehmen zur Verfügung steht. Das gilt auch für zwei beispielhafte Aktivitäten, die der BVDW derzeit in Eigenregie vorbereitet. So plant die Fachgruppe Performance Marketing eine Uni-Roadshow, bei der die Mitglieder an verschiedenen Hochschulen Geschäftsmodelle, Karrierechancen und Arbeitsbedingungen vorstellen werden. Bereits zum DMMK - Digitale Wirtschaft (20./21. Juni in Berlin) wird das Bildungsnetzwerk des BVDW vorgestellt. Erster Baustein dieses virtuellen Netzwerks, mit dem die digitale Kompetenz bei Anwendern sowie die Aus- und Weiterbildung innerhalb der Branche gefördert werden soll, ist die "Akademie der Digitalen Wirtschaft", an der sich verschiedene Bildungseinrichtungen beteiligen werden.