Auch in diesem Jahr veröffentlicht der BVDW wieder einen Langzeitvergleich der Branchenindikatoren aus dem - mittlerweile sechsten - New Media Service Ranking (vgl. www.newmediaranking.de). So ergibt der Vergleich der Angaben der jeweiligen Top-200-Unternehmen, dass diese für das laufende Jahr von einem deutlichen Anstieg der Umsätze ausgehen: Auf die Frage nach den Umsatzerwartungen für 2005 gaben die Unternehmen an, dass sie mit einer durchschnittlichen Steigerung von knapp 23 Prozent rechnen. Die aktuelle Erwartung liegt damit noch über der des vergangenen Jahres. BVDW-Forscher Dr. Bernd Henning: "Ein erfreulicher Hinweis darauf, dass die Branche sich erfolgreich konsolidiert hat. Der wieder eingekehrte Optimismus, den wir schon im zurückliegenden Jahr mit unserer Befragung dokumentieren konnten, war also durchaus berechtigt." Die gesonderte Betrachtung der 152 Unternehmen, die schon im Vorjahr zur Top-200 zählten, zeigt, dass diese ihre Umsätze 2004 gegenüber 2003 um elf Prozent steigern konnten.
Geeignetes Personal gesucht - BVDW-Engagement für qualifizierte Aus- und Weiterbildung
Nach Meinung der Dienstleister werden sich die wachsenden Umsätze in diesem Jahr auch positiv auf die Mitarbeiterzahlen auswirken. Allerdings gestaltet sich die Suche nach geeignetem Personal zunehmend schwierig. So fällt auf, dass bei der aktuellen Umfrage weit mehr Unternehmen diese Auffassung vertreten als noch in den beiden Vorjahren - die Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden, erreichen schon fast wieder das Ausmaß des Jahres 2001. Das dürfte Wasser auf die Mühlen zahlreicher Weiterbildungsakademien sein, die sich seit Anfang des Jahres in einer existenziellen Auseinandersetzung mit den Agenturen für Arbeit und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) befinden. So wurden seit Inkrafttreten der Hartz IV-Reform Anfang 2005 so gut wie keine Bildungsgutscheine für entsprechende Weiterbildungen mehr ausgegeben. Der steigende Bedarf der Dienstleister spricht allerdings eine ganz andere Sprache. Der BVDW sieht sich daher in seinen Bemühungen um eine Nachbesserung seitens des BMWA bestätigt.
Mobile Technologien entwickeln sich zum Wachstumstreiber
DSL-Internetzugänge bleiben nach Auffassung der Agenturen in Deutschland marktbestimmend. Daneben gewinnen jedoch auch alle mobilen Internetzugänge an Bedeutung. WLAN führt deutlich unter den mobilen Zugangsalternativen, dahinter hat UMTS in seiner Bedeutung gegenüber GPRS klar aufgeholt und liegt nun nahezu gleich auf. "Ein sicheres Zeichen, dass die Entwicklung hier noch ganz am Anfang steht. Offenbar sehen die Agenturen hier noch eine Menge Potenzial für die kommenden Jahre", so der Vorsitzende der Fachgruppe Agenturen Ravin Mehta (Pixelpark AG). Diese Einschätzung wird durch die wachsende Bedeutung mobiler Technologien für das Auftragsgeschäfts der Agenturen bestätigt. So hat sich Mobile zur zweitwichtigsten Medienplattform nach dem Internet entwickelt und ist damit gleich wichtig wie Print-Publikationen. Der schleichende Bedeutungsverlust der CD-ROM setzt sich hingegen auch in diesem Jahr weiter fort, wobei CD-ROMs nach wie vor eine höhere Bedeutung als DVDs zugesprochen wird.
Während die abgefragten Technologien Voice-over-IP (VoIP), Mobile Commerce, Micropayment, Peer-To-Peer und die Digitale Signatur nahezu gleichbedeutend für den deutschen Markt sind, stechen die in diesem Jahr erstmals abgefragten Streaming-Technologien deutlich heraus. Die zunehmende Verfügbarkeit höherer Bandbreiten dürfte der Grund für den Vormarsch von Bewegtbild-Technologien sein. Abzuwarten bleibt, wie sich die ebenfalls neu in die Befragung aufgenommenen VoIP-Technologien in den nächsten Jahren entwickeln.
Präsentationen wieder häufiger gegen Honorare
Das Konjunkturklima scheint zumindest für die Digitale Wirtschaft wieder günstiger auszufallen. So wird die Investitionsbereitschaft der Auftraggeber im Vergleich zum Vorjahr positiv beurteilt. Für die Einschätzung, dass die Talsohle für die Agenturen und Dienstleister durchschritten ist, spricht auch die Tatsache, dass laufende Etats gegenüber dem Projektgeschäft wie schon im letzten Jahr wieder leicht gewonnen haben und sich damit die Planungssicherheit erhöht hat. Diese Entwicklung hat offenbar auch dazu geführt, dass die Agenturen wieder häufiger Honorare für Wettbewerbspräsentationen verlangen. Nicht einmal zehn Prozent halten Präsentationshonorare demnach für unüblich. Mit rund 80 Prozent machen Unternehmen aus der Wirtschaft nach wie vor den Löwenanteil der Auftraggeber aus, am zweitwichtigsten waren 2004 öffentliche Auftraggeber für die Agenturumsätze.
Fachgruppe ist "Heimat" der Agenturen
Als mit Abstand wichtigste Geschäftsfelder reklamieren die befragten Agenturen die Bereiche Design (25,2 Prozent), die individuelle technische Programmierung (24,2 Prozent) sowie Strategieberatung und Consulting (15 Prozent). Diese Bereiche finden sich in der Anfang des Jahres von der Fachgruppe Agenturen im BVDW verabschiedeten Positionierung wieder: "Die am Benutzer ausgerichtete, kreative Kommunikation mit den technologischen Möglichkeiten der digitalen Medien zu verbinden, ist der gemeinsame Anspruch aller Agenturen der Fachgruppe."
Die zunehmende Akzeptanz der "Digitalen Wirtschaft" als Branchenbezeichnung sowie der wachsende Anteil an Agenturen, die Mitglied im BVDW sind (etwa jede vierte Agentur), zeigen zudem, dass die strukturellen Veränderungen des BVDW und die Fokussierung auf Fachthemen die Attraktivität des Verbandes für die Agenturen erhöht haben. "Wir sind auf einem guten Weg", so Ravin Mehta. "Unser Ziel bleibt es aber, weitere Agenturen für unsere Arbeit im BVDW und die damit verbundenen Projekte zu begeistern. Die für den Herbst geplante Zertifizierung wird einen weiteren wichtigen Schritt für dieses Branchensegment bedeuten. Es wäre schön, wenn sich hier weitere führende und kreative Köpfe aus der Agenturlandschaft aktiv einbringen würden."