Maschenproduktion der Zukunft
Der erste Themenblock des Kolloquiums präsentierte sich abzeichnende Trends in der Maschenindustrie und im globalen Textilmarkt. Mit großem Interesse verfolgten die Teilnehmer den Einführungsvortrag von Guiseppe Gherzi, Gherzi Textil Organisation Zürich, der mit profundem Wissen und international erfahren die Textilproduktion 2015 skizzierte. Anhand der wesentlichen Einflussfaktoren auf die Textilproduktion beantwortete Gherzi klar strukturiert die Frage seines Vortragtitels "Textilproduktion - Gibt es einen Weg zurück nach Europa?". Nicht überraschend für die Zuhörer aber aufgrund der vielen detaillierten Fakten außerordentlich informativ verneinte Gherzi diese Frage. Es sei nach Analyse der Faktoren Rohmaterialien, Textilmaschinen und Produktionskosten vielmehr eine weitere Verlagerung in den asiatischen Raum zu erwarten. Dabei könne sich die Textilproduktion gegenüber der Bekleidungs- und Faserproduktion noch am besten in der EU-Industrie halten.
Über Trends in der Maschentechnik berichtete Oswald Rieder, Forschungsleiter Maschentechnologie am ITV, und präsentierte in einem gelungenen Übersichtsvortrag die aktuellen Entwicklungen in der Maschentechnologie. Nach einem kurzen Blick zurück auf die ITMA und einer Bewertung der wichtigsten Messeinnovationen im Bereich Maschentechnik gab Rieder einen Überblick über die Neuerungen der Branche. Anhand zahlreicher Beispiele und reich bebildert stellte Rieder die wesentlichen Trends vor, angefangen von der weiteren Rationalisierung der Maschenwarenherstellung, über High Flexibilty-, High Productive- und High Tech- Maschinen bis hin zu Basic-Maschinen und Systemanbietern.
Ein zweiter Themenblock informierte über ultrafeine Rundstrickmaschinen. Referenten der Firmen Groz-Beckert, Kern-Liebers und Mayer & Cie sowie des ITV Denkendorfs informierten über technische Voraussetzungen für die Herstellung extremer Feinheiten. Die Beiträge zeigten deutlich, dass sich High-Tech-Werte wie E60 praxisgerecht nur unter Einsatz höchsten Know-hows und extremer Präzsion realisieren lassen. Entscheidend seien hier insbesondere die Komponenten Schlitzfräsen und Nadeln. Gleichzeitig stelle die Herstellung extremer Feinheiten höchste Anforderungen an die Qualität des zu verarbeitenden Fasermaterials und sei vergleichsweise teuer. "Die geeigneten Garne können nur wenige in der erforderlichen Qualität bereitstellen", berichtete Uwe Heitmann, Forschungsleiter Faser- und Garntechnologie am ITV Denkendorf, und gab dem Auditorium ein konkretes Eigenschaftsprofil für entsprechende Fasergarne anhand. In gleicher Weise sei die Veredlung der Ware sowie das Vernähen anspruchsvoll. Das Ergebnis aber sei lohnend, so betonten alle Referenten übereinstimmend. Die hochfeinen Maschenwaren könnten einen neuen, hochinteressanten Nischenmarkt eröffnen, der anspruchsvolle Kunden bei allen an der Haut getragenen Textilien aber auch in der Oberbekleidung und für Heimtextilien bedient.
Unter der Überschrift "Advanced Knitting Technology" stellte ein dritter Themenblock weitere Neuheiten der Maschentechnik vor. Die Memminger-IRO GmbH, Dornstetten, brachte zu diesem Thema zwei Beiträge ein: Walter Letzgus berichtete über eine moderne Maschinenperipherie und deren Nutzen für die Qualitätsverbesserung und Produktivitätssteigerung. Markus Kleindorp informierte über die geeignete Schmierung, die bei modernen Hochleistungsstrickmaschinen erforderlich ist, um den gegebenen Produktions- und Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. Einen Blick in die Zukunft wagte Dr. Martin Hermann, H. Stoll GmbH & Co.KG Reutlingen, mit seinem Vortrag "Der Strickmaschinenbau von morgen - Neue Produktionskonzepte für preisstarke Maschinen". Seine Ausführungen unterstrichen die Aussagen vom Vormittag, "eine Rückkehr der Produktion aus Asien ist nicht mehr zu erwarten" und beschrieben ein erfolgreiches Produktionskonzept für die veränderten Marktgegebenheiten.
Wie man auch in Europa erfolgreich Maschenwaren produzieren kann, zeigten die beiden abschließenden Vorträge. Christoph Larsen-Mattes, Mattes & Ammann KG Meßstetten, präsentierte seine erfolgreiche Philosophie für eine zukunftsgerichtete Maschenproduktion und überzeugte die Zuhörer mit seiner ganzheitlichen sowie nachhaltigen Betrachtung der Unternehmensausrichtung. "Erfolg bei Mattes & Ammann, das ist ein Mosaik aus vielen Dingen. Dazu gehören für mich Strategie, Menschen, Kosten, Produkt, Service und Innovation." Innovation war auch das Stichwort im Vortrag von Roger Kargel, Linea-K Gais, der den Zuhörern einen Leitfaden zur Entwicklung funktioneller Jerseystoffe anhand gab.
Der Tagungsband mit allen Vortragsunterlagen kann zum Preis von 110,-- € zzgl. MwSt beim ITV Denkendorf bestellt werden.