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Bildungsbotschafter 2009: Henry Maske und Jörg Pilawa

Interview mit den beiden Preisträgern Henry Maske

(PresseBox) (Hannover, )
Der ehemalige Boxweltmeister Henry Maske und TV-Moderator Jörg Pilawa erhalten auf der diesjährigen didacta die Auszeichnung "Bildungsbotschafter 2009". Im Interview erklären die beiden Preisträger, wofür und warum sie sich engagieren und wie Bildung besser und gerechter gelingen kann.

Henry Maske: "Kein Kind darf auf der Strecke bleiben"

Herr Maske, Sie gehören zu Deutschlands erfolgreichsten Sportlern und sind noch immer Idol für viele Kinder und Jugendliche. Sie sind auch Gründer der Henry Maske Stiftung. Für dieses Engagement werden Sie auf der didacta in Hannover ausgezeichnet. Was sind die Ziele und Schwerpunkte Ihrer Stiftung?

Henry Maske: Mir geht es in erster Linie um Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche, unabhängig von ihrem sozialen Status und ihrer Herkunft. Es ist mir wichtig, dass auch Kinder am Rande der Gesellschaft ein Lebensumfeld erhalten, in dem sie ihre individuellen Stärken entfalten können. Dazu haben wir in der Vergangenheit viele Bildungs- und Ausbildungsprojekte, aber auch Sport- und Freizeitangebote sowie kulturelle Projekte finanziell unterstützt. Derzeit bauen wir in Brandenburg unser erstes eigenes Projekt auf, die "Perspektiv-Fabrik".

Hier sollen Kinder und Jugendliche unterschiedlicher sozialer Schichten unbelastet ihre Ferien verbringen und zugleich gezielt gefördert werden. Wir möchten ihnen Selbst-wertgefühl vermitteln und sie darin bestärken, ihre Talente zu entdecken und einzusetzen. Ich hoffe, dass sie stolz auf sich sind und gerade in schwierigen Situationen an sich glauben. Dazu gehört für mich immer auch, dass wir sie herausfordern und zum kritischen Umgang mit sich selbst befähigen, denn nur so kann man an sich wachsen.

Was war ausschlaggebend für Ihr Engagement, ein einziges Ereignis oder möglicherweise all die Erfahrungen, die Sie auf dem Weg zum Spitzensportler gesammelt haben?

Henry Maske: Da gab es keine spezielle Begebenheit, vielmehr waren es eine Menge persönlicher Erfahrungen und Erlebnisse. Ich kam schon sehr jung - mit sieben Jahren - zum Boxsport und hatte früh die Sportart gefunden, die mich begeisterte und herausforderte. Entscheidend war, dass es immer jede Menge Bezugspersonen in meinem Umfeld gab, die mich unterstützt und gefördert haben. Und ich fand immer Halt im Vertrauen meiner Eltern. Viele Menschen an meiner Seite halfen mir, meine Ziele zu verwirklichen. Das betrachte ich rückblickend als großes Glück und das ist Motivation für mich, etwas an diejenigen zurückzugeben, die dieses Glück nicht haben. Nicht, weil ich mich dazu verpflichtet fühle, sondern weil ich mich in die Situation von Kindern und Jugendlichen einfühlen kann und angesichts der Situation in Deutschland begriffen habe, dass es Zeit ist, etwas zu unternehmen.

Sind Sie selbst gern zur Schule gegangen?

Henry Maske: Ich bin gern zur Schule gegangen. Ich kann allerdings auch nicht über alle Schulformen in der DDR sprechen. Ich selbst hatte das Privileg, mein Abitur an einer Sportschule ablegen zu können. Hier waren die Klassenstärken gering, der Unterricht war auf meinen Sport - das Boxen - optimiert.

Fehlte ich auf Grund sportlicher Aktivitäten, nahmen die Lehrer Rücksicht und knüpften da an, wo wir vorher im Lernstoff stehen geblieben waren.

Es gibt allerorten viel Kritik am deutschen Bildungssystem - sehen Sie auch positive Ansätze?

Henry Maske: Ja, die sehe ich. Es gibt z. B. den Deutschen Schulpreis und den Hauptschulpreis, der Schulen auszeichnet, die mit innovativen Konzepten und ganzheitlichen Ansätzen Lernfreude wecken, Schüler fördern und Perspektiven geben. Es gibt heute Schulen, in denen keiner mehr sitzen bleibt. In der Wirtschaft gibt es den Begriff "Benchmarking", also "von den Besten lernen". Genau das ist meiner Meinung nach auch im Bildungssystem gefragt. Die besten Schulen in Deutschland sollten den Maßstab setzen, an dem sich die Entscheidungsträger auf bildungspolitischer Ebene orientieren.

Angenommen, eine gute Fee würde Ihnen einen Wunsch gewähren, mit dem Sie das Bildungswesen in Deutschland beeinflussen könnten. Wie sähe dieser Wunsch aus?

Henry Maske: Eine gute Fee erfüllt doch immer drei Wünsche, oder? 1. Verantwortungsbewusste und engagierte Lehrer, bei denen Lernen Spaß macht. 2. Dass keine Kinder auf der Strecke bleiben - egal, ob arm, gerade desorientiert oder auch desinteressiert. 3. Dass Eltern und Schule wieder so eng wie erforderlich zusammenrücken. Mit anderen Worten: gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten in Fragen "Kindererziehung".

Jörg Pilawa: "Wir dürfen die Kinder nicht so früh trennen"

Herr Pilawa, mit Ihren Sendungen machen Sie Wissen und Bildung populär. Sie nutzen aber auch Ihre eigene Prominenz, um sich für Bildung zu engagieren. Auf der didacta werden Sie insbesondere für Ihr Engagement im Bethanien-Kinderdorf Schwalmtal und das Projekt "Echte KinderRechte" geehrt. Worum geht es dabei?

Jörg Pilawa: Ich unterstütze schon seit längerem die Bethanien-Kinderdörfer. Dort werden Kinder und Jugendliche betreut, die nicht in ihrer Kernfamilie aufwachsen können. In den letzten beiden Jahren haben etwa 200 dieser Kinder am Projekt "Echte KinderRechte" gearbeitet. Daraus sind eine wunderbare CD und ein Buch entstanden. Ich diene als Sprachrohr, um CD und Buch bekannter zu machen. Es sind ganz einfache Kinderrechte, die dort eingefordert werden: ein zu Hause zu haben, eine vernünftige Gesundheitsversorgung, nicht geschlagen zu werden. Eigentlich eher Selbstverständliches.

Das sollte uns nachdenklich stimmen, und wir sollten dafür kämpfen, dass wirklich auch alle Kinder diese Rechte bekommen.

Seit Jahren locken Sie mit Ihren Quizsendungen - ob PISA-Test oder Star Quiz - Millionen von Zuschauern vor den Bildschirm. Glauben Sie, dass durch solche Sendungen das Interesse an Bildung und Lernen gefördert werden kann?

Jörg Pilawa: Primär bin ich Unterhalter und versuche Spaß zu vermitteln, aber es ist ja bekannt: Wer mit Spaß lernt, lernt viel leichter. Wenn Leute nach einer solchen Sendung zum Lexikon greifen oder im Internet recherchieren, dann hab ich sicherlich zur Bildung beigetragen, aber unterm Strich bin ich Unterhalter und versuche Spaß zu vermitteln. Doch zum Glück müssen sich Bildung und Spaß in solchen Sendungen nicht ausschließen.

Sind Sie selbst gern zur Schule gegangen?

Jörg Pilawa: Meine schulische Karriere teilt sich in drei Phasen auf: Die Grundschulzeit war großartig. Ich hatte eine ganz tolle Grundschullehrerin und eine richtig gute Klassengemeinschaft. Auf dem Gymnasium habe mich gequält. Ich bin weder mit den Lehrern, noch mit der Schule klar gekommen und musste jedes Jahr um meine Versetzung kämpfen. Nach der 11. Klasse habe ich die Schule gewechselt, zwei tolle Schuljahre erlebt und schließlich ein gutes Abi gemacht. Also: In Deutschland gehört schon viel Glück dazu, an die richtigen Schulen, an die richtigen Lehrer und an das richtige System zu geraten.

Und wie erleben Sie das bei den Kindern heute?

Jörg Pilawa: Ich glaube, dass wir einen Riesenfehler gemacht haben, weil wir diesen Druck, den wir nach der PISA-Studie empfunden haben, an die Kinder weitergegeben haben. Ich glaube, dass die Bildungsreform unbedingt dahin wirken muss, dass Kinder wieder entspannter lernen können, weil sie nur dann auch erfolgreich lernen. Kinder wollen vom ersten Tag an lernen, aber irgendwann erziehen wir ihnen das ab, weil wir sie in ein Korsett pressen, in das einige Kinder eben nicht reinpassen. Und ich finde, das ist fast schon ein Verbrechen an den Kindern.

Es gibt allerorten viel Kritik am deutschen Bildungssystem - sehen Sie auch positive Ansätze?

Jörg Pilawa: Ganz viele. Ich sehe gerade an den staatlichen Schulen viel Positives. Der klassische Frontalunterricht, den wir früher "genießen" durften, ist heute weitgehend durch andere Unterrichtsformen abgelöst, und an den Grundschulen ist offener und jahrgangsübergreifender Unterricht gang und gäbe. Wir haben so viele hoch motivierte Lehrer, das stimmt mich positiv. Ich setze auf die Lehrer, sie sind wesentlich besser als Ruf.

Angenommen, eine gute Fee würde Ihnen einen Wunsch gewähren und Sie dürften die Bildungspolitik in Deutschland beeinflussen. Wie sähe dieser Wunsch aus?

Jörg Pilawa: Ich bin eigentlich ein Freund des föderalen Systems, aber ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn wir uns im Bildungsbereich vom föderalen System verabschieden könnten und für alle Kinder - egal mit welcher Begabung, welchen Fähigkeiten oder welcher Herkunft - ein einheitliches System schaffen würden. Wir brauchen diese zentrale Struktur, weil die Kultusministerkonferenz immer nur nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner sucht. Und wir dürfen die Kinder nicht so früh trennen.
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