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Der Trend zur Privatschule

Sind staatliche Schulen wirklich schlechter?

(PresseBox) (Hannover, )
Private oder staatliche Schule? Diese Frage stellen sich immer mehr Eltern, wenn es um die Schulwahl für ihre Kinder geht. Steigt der Anteil der Privatschüler also rasant und sind sie wirklich besser als die von staatlichen Schulen? Das wollten wir von der Bundesgeschäftsführerin des Verbands Deutscher Privatschulverbände, Julia Schier, und vom Essener Bildungsforscher, Professor Dr. Klaus Klemm, wissen.

Seit geraumer Zeit berichten die Medien von einem Privatschul-Boom in Deutschland – warum werden Bildungsangebote in privater Trägerschaft immer beliebter bei Eltern (und Schülern)?

Julia Schier: Die anhaltende Bildungsdebatte in der Öffentlichkeit hat dazu geführt, dass sich Eltern verstärkt über die Ausbildung ihrer Kinder Gedanken machen: Sie suchen immer häufiger nach Schulen, die ihren Kindern in deren individuellen Anlagen und Talenten gerecht werden und diese persönlich fördern. Freie Schulen mit ihren differenzierten pädagogischen, weltanschaulichen und an den Bedürfnissen der Schüler orientierten Profilen können hier ein besonders vielfältiges Angebot machen.

Prof. Dr. Klaus Klemm: Ein Blick auf die Entwicklung relativiert das Bild, das die Medien bieten: 1992 – von da an liegen Daten für Deutschland insgesamt vor – besuchten 4,8 Prozent aller Schülerinnen und Schüler allgemeinbildende Schulen in privater Trägerschaft, 2006/07 taten dies 7,0 Prozent. Das ist doch eine eher mäßige Steigerung, die das Aufsehen, das dieses Thema erfährt, kaum rechtfertigt!

Gibt es wissenschaftliche Belege dafür, dass Privatschulen in Deutschland besser sind als öffentliche Schulen?

Julia Schier: Unserer Ansicht nach gibt es kein „Besser“ oder „Schlechter“ im Vergleich von staatlichen und freien Schulen. Wir glauben aber, dass Privatschulen aufgrund ihrer oft innovativen pädagogischen Konzepte und ihrem Ansatz, Schüler möglichst individuell zu fördern, ihren Schülern hinsichtlich deren Lernbiografien viele Vorteile bieten. Interessant ist auch die Untersuchung der letzten PISA-Ergebnisse, nach denen es insbesondere bei Haupt- und Realschulen Signifikanzen hinsichtlich der Schülerleistung an Privatschulen gab.

Prof. Dr. Klaus Klemm: Analysen der Datensätze der PISA 2000- Studie haben gezeigt, dass es zwischen den Schülerleistungen öffentlich und nicht öffentlich getragener Schulen keine zufallskritisch abgesicherten Unterschiede gibt. Wenn man Schulen mit einer sozial vergleichbaren Schülerschaft gebenüberstellt, so erweisen sich ‚private’ Realschulen in Mathematik, Naturwissenschaften und im Leseverständnis leicht, aber eben nicht signifikant überlegen. Bei den Gymnasien sind die öffentlichen Schulen den privaten in Mathematik und Naturwissenschaften (ebenfalls nicht signifikant) überlegen, im Leseverständnis unterscheiden sie sich nicht.

Werden Bildungschancen in Deutschland durch Privatschulen noch ungerechter verteilt – nach dem Motto: Die Wohlhabenden können sich bessere Bildung kaufen, der Rest muss sehen, wie er zurechtkommt?

Julia Schier: Nein. Schulen in freier Trägerschaft sollen und müssen allgemein zugänglich sein; das verlangt auch das Grundgesetz. Daher erhalten allgemeinbildende Ersatzschulen einen staatlichen Finanzausgleich und dürfen nur ein sozial verträgliches Schulgeld erheben (in manchen Bundesländern gar keins). Leider ist dieser Finanzausgleich in den meisten Fällen zu niedrig angesetzt. Um ihre Kosten zu decken, müssen die Schulen dann ein teilweise zu hohes Schulgeld erheben. Der VDP fordert schon seit Langem, den staatlichen Finanzausgleich flächendeckend auf ein ausreichendes Niveau zu heben, um die allgemeine Zugänglichkeit von Bildung zu gewährleisten.

Prof. Dr. Klaus Klemm: Diese Sorge ist nicht begründet – zumal nicht alle Privatschulen Gebühren erheben.

In vielen vergleichbaren Ländern sind Privatschulen so selbstverständlich wie staatliche Angebote. Sind sie auch in Deutschland auf dem Weg zu dieser gesellschaftlichen Anerkennung und können beide Formen sogar voneinander lernen?

Julia Schier: Privatschulen bereichern das Schulwesen, entwickeln alternative und zusätzliche Angebote und gewährleisten eine lebendige Konkurrenz. Von diesem Wettbewerb profitiert auch das staatliche Schulwesen, das immer wieder erfolgreiche Beispiele aus dem privaten Schulwesen übernommen hat.

Prof. Dr. Klaus Klemm: Die Privatschulen müssen auch in Deutschland nicht um ihre Anerkennung kämpfen. Verweise auf andere Länder sind wenig hilfreich. In Frankreich zum Beispiel, wo Religion seit der Revolution von 1789 aus den öffentlichen Schulen verbannt ist, kann man sein Kind nur dann religiös erziehen lassen, wenn man es auf eine private Schule schickt. Eine solche Konstellation schafft im Vergleich zu Deutschland eine andere Nachfragesituation. Julia Schier

Info

4 711 Privatschulen gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Schuljahr 2006/07 in Deutschland: 2 867 allgemeinbildende und 1 844 berufsbildende Schulen. Das entspricht 7,9 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen in Deutschland bzw. 21 Prozent aller berufsbildenden Schulen. Im Schuljahr 2006/07 besuchten 656 186 Schüler (7 Prozent) eine allgemeinbildende Privatschule, 235 707 (8,5 Prozent) eine berufsbildende Schule. Die Zahl der Privatschulen in Deutschland hat in den vergangenen Jahren zugenommen: Im allgemeinbildenden Bereich stieg sie von 1995 bis 2006 um 35,5 Prozent (Schüler: 34,8 %) und im berufsbildenden Bereich um 30,0 Prozent (Schüler: 65,1 %). Trotzdem liegt Deutschland damit weit hinter den meisten europäischen Nachbarländern.
In Dänemark besuchten z. B. nach Angaben der Europäischen Union im Schuljahr 2001/02 bereits 11,1 Prozent der Schüler eine allgemeinbildende Privatschule in freier Trägerschaft, in Frankreich 21 Prozent und in den Niederlanden sogar 76,3 Prozent.

Weitere Pressetexte und Fotos finden Sie unter: www.didacta-hannover.de/...
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