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Statement Dr. Werner Brinker, VDEW: Versorgungssicherheit ist eine internationale Aufgabe

HANNOVER MESSE 2006, 24. April bis 28. April

(PresseBox) (Hannover, )
Wir brauchen in Deutschland eine Kursänderung in der Energiepolitik. Die Liberalisierung der Energiemärkte in der Europäischen Union macht dies dringend notwendig. Nationale Einzellösungen müssen der Vergangenheit angehören. Sonst wird die deutsche Energiebranche im internationalen Standortwettbewerb nicht bestehen können. Denn Deutschland ist keine Insel. Es müssen zumindest europaweit harmonisierte Rahmenbedingungen geschaffen werden. So könnten Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden. Die Energiepolitik in Deutschland muss aus diesen Gründen das Gleichgewicht zwischen Umweltschutz, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit wieder herstellen. Die Versorgungssicherheit ist mehr denn je eines der wichtigsten, volkswirtschaftlichen Themen, meine Damen und Herren.

Eine unsichere Energieversorgung schadet nicht nur einzelnen, sondern einer ganzen Nation. Energieausfälle können hohe volkswirtschaftliche Schäden verursachen, auch in Industrienationen. Lassen Sie mich einige Beispiele nennen:

In den USA kam es im Jahr 2003 zu einem staatenübergreifenden Stromausfall. Davon waren 60 Millionen Menschen betroffen, die mehr als 24 Stunden ohne Stromversorgung waren. Geschätzter Schaden: 6 Milliarden US-Dollar.

Bei einem Stromausfall in Schweden im selben Jahr waren über 850.000 Kunden fünf Stunden lang ohne Strom. Schaden: rund 60 Millionen Euro.

Oder das Jahrhundertereignis in Deutschland im letzten Jahr - der Eissturm am 25. November im Münsterland - ließ Strommasten einknicken und sorgte dadurch kurzzeitig für Versorgungsprobleme. Auch dort entstand beträchtlicher Schaden. Ich kann Ihnen allerdings versichern: Das ist hierzulande eine absolute Ausnahme!

Denn Deutschland nimmt bei der Versorgungssicherheit im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz ein, meine Damen und Herren. Kein anderes Land hat im Jahresdurchschnitt eine so stabile Stromversorgung vorzuweisen wie die Bundesrepublik. Das belegt die aktuelle Störungsstatistik vom VDN wie Sie auf unserer ersten Folie zu den Stromausfallzeiten sehen können.

Mit durchschnittlich knapp 23 Minuten Stromausfall im Jahr liegt Deutschland deutlich vor vergleichbaren europäischen Industrienationen wie Frankreich mit fast einer Stunde, Großbritannien mit 68 Minuten und Italien mit 180 Minuten Ausfallzeit. Damit steht das deutsche Stromnetz den Kunden mit einer Zuverlässigkeit von 99,996 Prozent zur Verfügung. Sie werden nun zu Recht fragen, warum hat Deutschland diesen Vorsprung vor anderen Ländern?

Unsere Versorgungssicherheit wird einerseits durch einen ausgewogenen Energiemix und andererseits durch ein zuverlässiges Netz von Stromleitungen gewährleistet. Über ein engmaschiges Leitungsnetz von insgesamt 1,65 Millionen Kilometern Länge wird Strom vom Kraftwerk zum Kunden transportiert. Die Stromnetzbetreiber geben jährlich rund zwei Milliarden Euro aus, um das Netz zu erhalten und auszubauen. Und das trotz ständig steigenden Kostendrucks.

In den neunziger Jahren lag der Schwerpunkt der Investitionen in Ostdeutschland. Insgesamt wurden durchschnittlich sechs Milliarden Euro jährlich investiert. Ab 2001 sanken dann die Ausgaben auf 3,8 Milliarden Euro jährlich - die unklaren politischen Rahmenbedingungen sowie der enorme Verfall der Strompreise zu Beginn der Liberalisierung des Strommarktes hatten das Investitionsklima verschlechtert. Mit dem neuen Energiewirtschaftsgesetz, das im Juli 2005 in Kraft trat, ist ein klarer, rechtlicher Rahmen geschaffen worden. Dieser macht den Weg frei für milliardenschwere Investitionen der Branche.

Wie Sie in der zweiten Grafik sehen lagen die Investitionen der Stromwirtschaft im Jahr 2005 erstmals seit 1999 wieder über der Vier-Milliarden-Euro-Grenze. Die Planungen der Unternehmen für 2006 lassen sogar noch eine Steigerung erwarten. Das ist aber nur der Beginn einer Investitionswelle, die in die nächsten Jahre hinein wirken wird.

Denn zum Beispiel erfordert der Ausbau der Windenergie zusätzliche Netzinvestitionen. Bis zum Jahr 2020 investieren die Stromunternehmen unter anderem deshalb rund 40 Milliarden Euro allein in den Ausbau und den Erhalt der Netze. Weitere 40 Milliarden Euro werden in neue Kraftwerke investiert, um ältere Kraftwerke zu ersetzen und auch in Zukunft Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Damit erhöhen sich die in den letzten Jahren ohnehin gestiegenen Investitionen nochmals.

Diese Investitionen werden auch in Zukunft dazu beitragen, einen vielfältigen Energiemix zu erhalten, der Versorgungs- und Preisrisiken mildert. Wie Sie sicherlich wissen gibt es bislang nicht die Idealenergie, die allein die Zukunftsfähigkeit der Energieversorgung sichern kann. Es kommt also auf die Mischung an: den Einsatz ganz unterschiedlicher Primärenergien und Erzeugungstechniken.

Wenn Sie dritte und letzte Folie betrachten, sehen Sie: der wichtigste Energieträger bei der Stromerzeugung ist nach wie vor die Kohle. Braunkohle hatte im Jahr 2005 einen Anteil von 26 Prozent und Steinkohle von 21 Prozent. Kernenergie kam auf 29 Prozent, Erdgas 10 Prozent, Erneuerbare Energien 11 Prozent. Heizöl, Pumpspeicher und sonstige Erzeugungsarten lagen zusammen bei 3 Prozent.

Dieser vielfältige Energiemix mildert bereits heute Risiken bei der Versorgung und bei den Preisen. Allerdings ist Deutschland keine Insel. Wir sind fest eingebunden in die Entwicklungen am globalen Energiemarkt. Dieser Markt wird zunehmend von starkem Verbrauchszuwachs und deutlichen Preisanstiegen geprägt sein. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass sich bis zum Jahr 2030 der Weltenergiebedarf verdoppeln wird. Dafür müssen wir uns rüsten. Strompreise sind Marktpreise - sie unterliegen den Regeln von Angebot und Nachfrage. Auch hier in Deutschland.

Meine Damen und Herren, Sie können davon ausgehen, dass sich die Stromwirtschaft weiter dafür einsetzt, ihren Kunden auf Basis der Marktsituation adäquate Preise zu bieten. Um dies sicherstellen zu können, kommt es aber darauf an, dass der Staat die Sonderlasten nicht weiter erhöht, sondern vielmehr abbaut. Wenn ein Bürger, der in Deutschland lebt, auf seine Stromrechnung schaut, dann sollte er wissen, dass 40 Prozent davon staatlich bedingte Steuern und Abgaben sind. In Großbritannien sind es gerade mal 9 Prozent! Im internationalen Wettbewerb kann sich Deutschland nur sehr begrenzt solche hausgemachten Standortnachteile leisten.

Wir als Verband der Elektrizitätswirtschaft mit unseren 750 Mitgliedsunternehmen halten einen Kurswechsel hin zu einer nachhaltigen Energiepolitik für nötig. Nur so ist die hohe Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten. Wir brauchen ein zukunftsgerichtetes, energiepolitisches Gesamtkonzept. Die Energiepolitik muss wieder ein Gleichgewicht herstellen zwischen den Zielen der Versorgungssicherheit, der Wirtschaftlichkeit und dem Umweltschutz. Diese Ziele müssen gleichrangig verfolgt werden. Es ist aus unserer Sicht höchste Zeit, die vielen nicht aufeinander abgestimmten Energie- und Umweltgesetze endlich zu einem Gesamtkonzept zusammenzuführen. Dabei muss allerdings klar sein, dass die Energiepolitik nicht an den Landesgrenzen endet. Deutschland liegt im Zentrum des europäischen Strombinnenmarktes und ist fest eingebunden in den globalen Energiemarkt. Eine zukunftsgerichtete Energiepolitik muss daher Lösungen im europäischen Maßstab finden und sich an internationalen Entwicklungen orientieren.

In diese Richtung geht auch der Statusbericht von Bundeswirtschaftsministerium und Bundesumweltministerium, der letzte Woche veröffentlicht wurde und als Vorbereitung für den Energiegipfel am 3. April dient. Ein wesentlicher Punkt darin ist die verstärkte Forschung und Entwicklung für eine nachhaltige Energieversorgung. Dies unterstützen wir. Denn der künftige Energiemix, die Erzeugungstechniken und die für die Energieversorgung notwendige Infrastruktur müssen künftig ständig an die veränderten Wettbewerbsbedingungen, an den Umwelt- und Klimaschutz sowie an die Endlichkeit der Ressourcen angepasst werden.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
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