Lausen, im Sommer 1921. Die Monteure der Elektra Baselland (EBL) verlegen die ersten Stromkabel in den Boden. Ein neues Zeitalter im Leitungsbau beginnt. Damit die Kabel und deren Funktion nicht vergessen gehen, beschäftigt die EBL fortan Zeichner, die detailgetreue Werk- und Übersichtspläne anfertigen. Für Jahrzehnte sollten ihre fast schon künstlerischen Fähigkeiten gefragt sein.
GIS-Operateure lösen Zeichner ab Rund 80 Jahre später drängt ein neues Berufsbild in den Vordergrund. Im Computerzeitalter über-nehmen so genannte GIS-Operateure nach und nach den Job der Zeichner. 2007 bricht definitiv eine neue Ära an: Das Geoinformationssystem (GIS) der EBL nimmt seinen Vollbetrieb auf und tritt anstelle der mittlerweile unzähligen handgezeichneten Papierrollen.
Sechs verschiedene Arten Pläne in den unterschiedlichsten Massstäben und Formaten sorgten bis dato für die Übersicht in der Stromversorgung und lieferten die Informationen für Bau und Unterhalt von Hausanschlüssen, Leitungen, Kandelabern und Verteilstationen. Die Zeichner führten die Übersichtspläne, Werkpläne, Geo- und Netzschemen sowie Kandelaberstandortpläne in akribischer Arbeit nach.
Durchschnittlich alle zwanzig Jahre waren die Papierpläne abgenutzt und mussten neu gezeichnet werden. Der Aufwand war immens. Aber auch kleine Ursachen wie der Bau eines neuen Hauses bedingten immer wieder grossen Aufwand. Vier bis fünf Pläne mussten jeweils nachgeführt, eingezeichnete Leitungen ausgekratzt und neu eingezeichnet werden. Es lag in der Natur der Sache, dass sich hin und wieder Fehler einschlichen.
GIS-Datenbank 1999 begann Dieter Strub, Abteilungsleiter Netzdokumentation, mit dem Aufbau des EBL-eigenen Geoinformationssystems. In jahrelanger Knochenarbeit erfassten Strub und seine Mitarbeiter alle 20'300 Haushaltanschlüsse, 90'000 Kabel, 75’000 Kabelschutzrohre, 7'200 Masten, 44'000 Muffen, 700 Stationen, 1'300 Verteilkabinen und 155'000 Trassen. Der Detaillierungsgrad geht bis hin zu speziellen Verbrauchern wie zum Beispiel einer Wärmepumpe. Die EBL will aber auch das Alter ihrer Kabel und Netze kennen, um daraus den Erneuerungsbedarf abzuleiten. Das älteste, heute noch im Einsatz befindliche Kabel stammt aus dem Jahr 1933.
Trat bis anhin ein Schaden auf oder wurde ein neuer Anschluss geplant, suchte der Monteur die verschiedenen Pläne im Archiv heraus. Heute steigt der Techniker an seinem Arbeitsplatz ins System und bestimmt den für ihn im Moment relevanten Planausschnitt im gewünschten Massstab mit den benötigten Details und druckt ihn aus. Brennt zum Beispiel an der Hauptstrasse in Eptingen eine Strassenlampe nicht, erfasst der Monteur den Schaden im System und erhält sofort alle erforderlichen Informationen zum betroffenen Beleuchtungskandelaber inklusive der Stromzufuhr, der Höhe des Mastes und der erforderlichen Ersatzteile.
Investitionen amortisieren Das GIS bedingt nun, die Arbeitsabläufe neu zu überdenken. Nach anfänglicher Skepsis stieg die Akzeptanz bei den Mitarbeitern unterdessen deutlich. Die regelmässigen Nutzer des GIS sind begeistert. Wird das neue System konsequent genutzt, kann die EBL die Kosten für das Planwesen massiv senken. Damit lassen sich die investierten fünf Millionen Franken wieder einspielen.