Insbesondere Gewerbe- und Industriekomplexe kommen für die Installation von aktiven Solarsystemen in Frage. Die Ergebnisse ermittelte Ecofys in Zusammenarbeit mit der Herausgeberin des Buches, Architektin Dr. Dagmar Everding, Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die berechnete potentielle Fläche von 2344 km2, auf der Photovoltaik und/oder Solarthermie installiert werden könnten, gliedert sich auf in eine Dachfläche von 1760 km2 und eine Fassadenfläche von 584 km2.
Frank Wouters, Geschäftsführer der als Holding von Ecofys fungierenden Econcern GmbH und Fachautor des Buches, dazu: „Das von uns ermittelte Potential liegt auf Grund der Genauigkeit unserer Berechnungsmethodik höher als alle bisherigen Potentialstudien in Deutschland. Die Ergebnisse verdeutlichen dabei insbesondere eines: Wenn Kommunen ihr Solarpotential erkennen und umsetzen würden, könnte in deutschen Städten auf tausenden Quadratkilometern solare Energie erzeugt werden.“
Einteilung in Stadtraumtypen zur Analyse geeigneter Flächen
Für die Untersuchung der geeigneten, möglichen Flächen in der Gebäudehülle gliederte Ecofys den deutschen städtischen Gebäudebestandes in 20 Stadtraumtypen, zu denen etwa Altstadtquartiere, Gewerbe und Industriekomplexe oder Plattenbausiedlungen der 80er Jahre zu zählen sind. Diese ermittelte Ecofys anhand von Prototypen unter Zuhilfenahme der Verschattungssoftware SOLARIN. Flächen, unterteilt in Fassaden und Dächer, mit einer Südabweichung von weniger als 45 Grad und einer Besonnung am 21. Dezember um 12:00 Uhr sind dabei als potentiell für Solarthermie und Photovoltaik nutzbar eingestuft worden.
Höchste Flächen- und Bedarfspotentiale
Die ermittelten Potentiale gliedern sich dabei in Flächen- und Bedarfspotentiale. Das erste beschreibt das theoretisch-technisch mögliche Potenzial; Letzteres beschreibt die tatsächlich nutzbare und bedarfsorientierte Fläche, auf der Solarthermie und/oder Photovoltaik installiert und sinnvoll genutzt werden könnte.
Das Flächenpotential für solare Nutzung ist für Zweckbaukomplexe, öffentliche Einrichtungen und Einkaufszentren am größten. Höchstes Bedarfspotential für die Installation vorrangig solarthermischer Anlagen weisen die Dachflächen vom Stadtraumtyp Wiederaufbau-Ensembles, z.B. Wohnbebauung aus den 50er Jahren, auf. Vorrangig für PV-Nutzung eignen sich Gewerbe und Industriekomplexe aus der Gründerzeit ebenso wie Plattenbausiedlungen der 80er Jahre.
Kommunen erkennen solares Potential: Solare Rahmenpläne für Berlin und Gelsenkirchen
Einige deutsche Städte haben bereits ihr solares Potential erkannt und dieses mittels eines Solaren Rahmenplanes analysieren lassen, um die Ergebnisse zur Optimierung ihres Solarpotentials nutzen zu können. So hat Ecofys 2006 für die Berliner Senatsverwaltung einen Solaren Rahmenplan erstellt, der für die Wärme- und Stromversorgung der Stadt Berlin einen langfristigen möglichen Beitrag der Solarthermie und Photovoltaik ermittelte. Auch Gelsenkirchen beauftragte Ecofys, das solare Flächenpotential der Dächer und Fassaden der Stadt zu eruieren.
Sigrid Lindner, Ecofys-Expertin für den Bereich des solaren Städtebaus, dazu: „In Zeiten, in denen der schonende Umgang mit knappen Ressourcen immer bedeutender wird, ist es für Kommunen sinnvoll, ihre Energieversorgung nicht nur auf fossile Brennstoffen zu stützen, sondern ihr solares Potential zu erkennen und umzusetzen. Gerade bei Stadtumbau-, Stadtrückbau- sowie Neubaugebieten sollten solare Anforderungen berücksichtigt und in die Planung integriert werden, um so den möglichen Beitrag solarer Energien zu erhöhen.“
Solare Rahmenpläne
Solare Rahmenpläne sind als integrierte städtebauliche und energetische informelle Fachplanung zu verstehen. Sie zielen darauf ab, das solarurbane Potential von Kommunen zu mobilisieren, ob im Zuge von Sanierungen, Stadtumbau oder Planung von neuen Baugebieten. Solarenergie zur Wärme- und Stromversorgung kann einen Anteil an der Umsetzung der lokalen Klimaschutzziele übernehmen.
Die Bestandteile des Solaren Rahmenplans beruhen auf den Ergebnissen eines Forschungsprojektes, welches Ecofys mit dem Institut für Städtebau und Landesplanung RWTH Aachen und mit dem Institut für regenerative Energietechnik der Fachhochschule Köln von 2002 bis 2004 durchführte. Das Projekt förderte die Deutsche Bundesumweltstiftung. Ecofys hat hierbei ein rechts- und Fachgutachten zu Energieeffizienz und Solarenergienutzung in der Bauleitplanung erstellt. Auftraggeber waren das Klimabündnis und die Städte Aachen, Berlin, Frankfurt, Hannover, Heidelberg und München.
Gesetzliche Rahmenbedingungen: Baugesetzbuch-Novellen
Durch die Baugesetzbuch-Novellen von 1998 und 2004 sind Kommunen mehr Möglichkeiten geboten, energieeffizientes Bauen und die Nutzung erneuerbarer Energien in ihrer städtebaulichen Planung zu berücksichtigen.
Dies betrifft sowohl die Bereiche Neubauplanung als auch die städtebauliche Sanierung. Informelle Fachplanungen wie der solare Rahmenplan helfen, in diesem Feld erfolgreich und rechtssicher zu agieren.