Wer Dachdeckungs- und Dachabdichtungarbeiten im Flachdach durchführt, sollte in den relevanten Regelwerken sattelfest sein. Neben Normen gibt es Richtlinien bzw. Fachregeln sowie Vergabe- und Vertragsordnungen für Bauleistungen, kurz VOB, die Aufschluss über die korrekte Ausführung der Arbeiten im Flachdach geben. Speziell bei der mechanischen Befestigung von Dachbahnen steht das ausführende Unternehmen vor der entscheidenden Frage: Edelstahl oder kein Edelstahl?
Um eins vorwegzunehmen: ja, Befestiger aus Edelstahl sind teurer als Alternativen aus beschichtetem Stahl. Aber eins ist auch klar: Die Anwendungsfälle, bei denen auf Edelstahlbefestiger verzichtet werden kann, sind an ganz bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Wer sich gegen Edelstahl entscheidet, sollte die rechtlichen Aspekte im Blick haben, nicht die wirtschaftlichen! Denn eine vermeintlich kostengünstige Entscheidung kann sich im Nachhinein als Milchmädchenrechnung herausstellen: Etwa wenn ein vom Bauherrn bestellter Gutachter feststellt, dass die verwendeten Befestiger nicht den Bestimmungen der relevanten Regelwerke entsprechen und ausgetauscht werden müssen. Denn ein nachträglicher Austausch der Befestiger übersteigt den ursprünglich Materialpreis um ein Vielfaches. Und tritt ein Schadensfall ein, kann es richtig teuer werden, wenn zusätzliche Kosten für die Sanierung vom ausführenden Unternehmen zu tragen sind.
Aber wie hoch sind die Investitionskosten bei Edelstahlbefestigern überhaupt? Am Beispiel eines magazinierten EJOT Flachdachbefestigers HTK2G-M/TKR-140-95/70 für eine Dämmstoffstärke von 140 mm steigen die Kosten um etwa 86 Cent pro Quadratmeter, wenn auf Edelstahl umgestellt wird. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass die Materialkosten für einen entsprechenden Dachaufbau bei 40 bis 60 Euro und für eine Vollsanierung inklusive Dämmung bei 120 bis 240 Euro pro Quadratmeter liegen. Für vergleichsweise geringe Mehrkosten durch Edelstahlbefestiger genießen Sie die Vorteile einer sicheren und langlebigen Befestigungslösung!
Aber zurück zu den Regelwerken. Als Norm ist die DIN 18531 vom Stand Juli 2017 zu nennen. Sie beschreibt den aktuellen Stand der Technik sowie die technischen Vertragsbedingungen für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten. Aus dieser Norm geht hervor, dass bei Abdichtungen der Anwendungsklasse K2 korrosionsbeständige Schrauben zu verwenden sind. Für Sanierungsfälle trifft die Norm keine Aussage hinsichtlich des zu verwendenden Schraubenmaterials.
Vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. wird die sogenannte Flachdachrichtlinie herausgegeben. Aktueller Stand ist November 2017. Diese Fachregel ist eine nationale Ergänzung zur DIN 18531 und ist so etwas wie die Bibel für Dachdecker, da sie von deren Verband stammt. Anders als die Norm ist die Flachdachrichtlinie keine Rechtsvorschrift mit Geboten oder Verboten, sondern beruht auf einer freiwillig übernommenen Verpflichtung. Die Flachdachrichtlinie regelt, dass in Sanierungsfällen korrosionsbeständige Befestiger verwendet werden sollen.
Als drittes Regelwerk gilt die VOB, die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen. Sie wird vom Deutschen Vergabe- und Vertragsausschuss für Bauleistungen herausgegeben und besteht aus drei Teilen. Die VOB ist kein Gesetz, sondern hat eher einen AGB-Charakter mit vereinbarten Ausführungen der Bauleistungen, sofern sie von den Vertragsparteien vereinbart wurde. Relevant ist hier vor allem der Teil C. Diese allgemeinen technischen Vertragsbedingungen bestehen aus aktuell 57 Einzelnormen zu unterschiedlichen Gewerken. In der DIN 18338 - Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten - vom September 2016 ist geregelt, dass für mechanische Befestigungen korrosionsbeständige Befestiger zu verwenden sind.
Begriffserklärungen:
Korrosionsgeschützt bedeutet, dass ein Befestiger aufgrund einer hochwertigen Beschichtung der Oberfläche vor Korrosion geschützt ist. Die korrosionsgeschützten Befestiger von EJOT sind mit einer hochwertigen Climadurbeschichtung (15 Runden Kesternich, DIN 50018, 1997) ausgestattet. Wenn die Beschichtung der Oberfläche beschädigt ist, verliert der Befestiger an diesen Stellen seinen Korrosionsschutz.
Korrosionsbeständig bedeutet, dass ein Befestiger aufgrund seines Werkstoffs bspw. aus Edelstahl korrosionsgeschützt ist. Der Korrosionsschutz wird durch Beschädigungen der Oberfläche nicht beeinträchtigt.
Anwendungsklasse K1 bedeutet, dass es sich bei der Dachabdichtung um eine Standardausführung handelt. An die Dachabdichtung werden übliche Anforderungen gestellt.
Anwendungsklasse K2 bedeutet, dass es sich bei der Dachabdichtung um eine höherwertige Ausführung handelt. An die Dachabdichtung werden erhöhte Anforderungen gestellt (z.B. eine höherwertige Gebäudenutzung, Hochhäuser, Dächer mit erschwertem Zugang, Dächer mit Solaranlagen)
Fazit: Die Norm fordert Edelstahl bei Dächern der Anwendungsklasse K2. Die Fachregel fordert Edelstahl bei Sanierung durch vorhandene Dachaufbauten. Und die VOB fordert immer Edelstahl. Dementsprechend kann auf Befestiger aus Edelstahl nur verzichtet werden, wenn es sich um einen Neubau in der Anwendungsklasse K1 handelt, bei dem zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer die VOB/B nicht vereinbart wurde. Aber Vorsicht: Selbst, wenn nach aktuellen Regelwerken ein korrosionsgeschützter Befestiger mit einer organischen Beschichtung ausreichend ist – es besteht immer die Gefahr, dass eine Korrosion der Befestiger begünstigt wird. Beispielsweise wenn während der Verarbeitung witterungsbedingt Feuchtigkeit in die Dämmung eingebracht wird oder die korrosionsschützende Beschichtung der Befestiger beschädigt wurde.
Vertrauen Sie deshalb im Zweifelsfall auf das komplette Produktangebot aus Edelstahlbefestigern fürs Flachdach. Die Anwendungsberater von EJOT beraten Sie umfassend und individuell.