Der strategische Zukauf der Software Harness Expert verspricht deutliche Potenziale im In- wie auch im Ausland. Eplan adressiert damit zum einen neue Geschäftsfelder wie Gerätebau, Bahn- und Spezialfahrzeugtechnik, Luftfahrt, Telekommunikation oder die Medizintechnik. Zum anderen wächst auch im eigenen Kundenstamm der Bedarf, 1:1 Verbindungen über Kabelbäume zu realisieren, da die Anzahl an Platinenbasierten Einheiten in Schaltschränken und Geräten permanent steigt. Die neue Software ist damit die ideale Ergänzung zu Eplan Electric P8, der eigenen CAE-Lösung, die bislang das Engineering von Einzeldrähten und Mantelkabeln im Schaltschrank beziehungsweise deren Feldkomponenten adressiert. Kunden profitieren von dieser durchgängigen Prozessintegration, die alle Phasen im Engineering, von Planung über Engineering bis zu Kabelbaumdesign und Fertigung unterstützt. "Durch den Zukauf der Software Harness Expert ist unser Portfolio so breit aufgestellt, dass wir alle Engineering-Anforderungen im Weltmarkt abdecken. Damit bauen wir unseren Wettbewerbsvorteil gerade auch im internationalen Vergleich deutlich aus", konstatiert Maximilian Brandl, Vorsitzender der Geschäftsführung von Eplan Software & Service. Der Lösungsanbieter plant, die Software ab Herbst 2012 unter dem Namen "Eplan Harness Expert" international zu vertreiben.
Offen für IT-Landschaft
Harness Expert ist eine einfach zu bedienende Software-Suite, die das Kabelbaum-Engineering vollumfänglich unterstützt. Der typische Harness-, also Kabelbaumdesign-Prozess wird durch die Software in 3D abgebildet. Sämtliche 2D-Fertigungsunterlagen werden vom System erzeugt, das gleichzeitig eine umfassende Offenheit für den Im- und Export von Drittsystemen in Konstruktion, Administration und Fertigung bietet. Die Integration zwischen Eplan Electric P8 und Harness Expert stellt alle relevanten verdrahtungstechnischen Informationen wie beispielsweise Drahtspezifika, Quelle-/Zielinformationen sowie Bündel- und Steckerzuordnungen bereit. Dieser integrative Workflow senkt Zeit und Kosten im Engineering.
Ein Workflow: Mechanik- und Kabelbaumkonstruktion
Die Software bietet flexibel unterschiedliche Ansätze zur Konstruktion eines Kabelbaums. Typischer Weg: der Import eines 3D-Modells aus gängigen 3D-CAD-Systemen. Dabei werden sowohl die Streckenführung selbst, als auch Aspekte der Konstruktion wie Befestigungen/Clips, notwendige Schutzmaßnahmen und die Längenermittlung im digitalen Modell überprüft. Dadurch entfällt der zeit- und kostenintensive Bau von Prototypen. Alternativ zum Import besteht auch die Möglichkeit des umgekehrten Weges. Ist beispielsweise in einem importierten 3D-Modell ein Kabelbaum verlegt worden, so lässt sich die Komposition aus 3D-Modell plus verlegten Kabelbaums an die Mechanik-Konstruktion zurückgeben. Der Vorteil: Konstruktionsbedingte Hindernisse für den Kabelstrang werden im virtuellen Modell erkannt und Gegenmaßnahmen lassen sich umgehend einleiten - bei vollkommenem Verzicht auf physische Prototypen. Sollte prozess- oder organisationsbedingt kein 3D-Modell verfügbar sein, lässt sich im 3D-Editor von Harness Expert schnell und einfach ein Kabelbaum konstruieren.
Auswertungen und Prüfläufe
Harness Expert erzeugt aus dem 3D- bzw. 2D-Kabelbaumlayout automatisch unterschiedlichste Auswertungen, die für die Kalkulation, das Bestellwesen und die Fertigung benötigt werden: Gesamt- oder Einzelstückliste, Stecker- und Spleißlisten, Draht- und Verbindungslisten wie auch Auswertungen der Arbeitsgänge, um Zeit und Kosten zu ermitteln. Die Daten lassen sich direkt an Drahtkonfektionierungsautomaten wie Komax übergeben. Zur Validierung des Kabelbaumentwurfs bietet das System umfangreiche und praxisnahe Test- und Prüffunktionen für Biegeradien, Füllgrade, Kabellängen, Bündel ohne Adern und Stecker. Ziel ist es, frühzeitig, also noch vor Prototyperstellung, mögliche Inkonsistenzen und Fehler zu erkennen und die Korrektur zu vereinfachen.
Was ist ein Kabelbaum?
Der Kabelbaum stellt eine Bündelung von Drähten dar, die üblicherweise durch Stecker/Klemmen an den Drahtenden elektrische Verbindungen zu Komponenten und Geräten herstellen. Er zählt zu den passiven Geräten. Durch geeignete Fixierungen wie beispielsweise Umwicklungen mit Band, Einbringung in Schutzrohre oder -schläuche oder in Kabelkanäle werden die Einzeldrähte als Baum fixiert und sind analog zu Kabeln einzubauen. Des Weiteren werden die Drähte vor Schmutz, Hitze und mechanischen Belastungen geschützt mit dem Ziel, die elektrischen Eigenschaften wie Isolation und Leitfähigkeit über die gesamte Lebensdauer des Produktes zu sichern. Im Gegensatz zu handelsüblichen (Mantel-)Kabeln wird der Kabelbaum entsprechend der erforderlichen Verbindungen projekt- bzw. anwendungsspezifisch entwickelt. Die Vorteile dieses Vorgehens sind Platz- und Gewichtsoptimierung im Einbauraum; optimale Voraussetzungen der Verbindungsanforderungen und Vorkonfektionierung/Massenfertigung bereits ab kleinen Losgrößen.