Wer Bernd Esders nach seinem Fazit aus unternehmerischer Sicht fragt und dabei mit Zahlen rechnet, wird enttäuscht: „Mich freut, dass das Angebot gut angenommen wird. Das wirkt sich spürbar positiv auf unser Betriebsklima aus und deshalb haben wir das Programm gerne weiter ausgebaut“, sagt der Geschäftsführer.
Die nackten Teilnehmerzahlen sprechen indes für sich: Ertüchtigten sich in der ersten Betriebssport-Stunde noch sechs Mitarbeiter einmal die Woche, hat sich die Teilnehmerzahl heute, mit regelmäßig rund dreißig Kollegen, verfünffacht. Drei Mal wöchentlich bietet Physiotherapeutin Marion Niemann-Schwaeke jetzt 45-minütige Trainingseinheiten an, bei denen Übungen zur Stärkung von Rumpfmuskulatur und Ausdauer im Mittelpunkt stehen. „Damit mobilisieren wir mehr als ein Drittel der Belegschaft. Zumeist Kollegen, die zuvor gar nicht oder nur unregelmäßig sportlich aktiv waren – die wollten wir erreichen“, sagt Esders. Flankiert wird der Betriebssport von der ergonomischen Optimierung der Arbeitsplätze und persönlichen Sprechstunden. Die Zahl der Kollegen, die Marion Niemann-Schwaeke bei individuellen Anliegen kontaktieren, wuchs von sieben im vergangenen September auf jetzt 50 bis 60 monatlich.
Neue Handlungsfelder: Stressprävention und Ernährung
Der Krankenstand sank in den zurückliegenden elf Monaten lediglich um ein halbes Prozent, das ficht Bernd Esders aber nicht an. „Die betriebliche Gesundheitsförderung ist eine Stellschraube, die ich betätigen kann“, sagt der Geschäftsführer. Auf andere Faktoren wie Ernährung, familiäre Umstände und wie aktiv seine Angestellten ihre Freizeit gestalteten, habe er keinen Einfluss. „Die Frage, ob ein Kollege mehr Fehltage gehabt hätte, wenn er seine Sitzposition und Monitoreinstellung nicht gemeinsam mit der Physiotherapeutin korrigiert hätte, ist ohnehin hypothetisch.“ In jedem Fall sei es besser, präventiv zu handeln und Mitarbeiter für den eigenen Körper zu sensibilisieren, bevor Beschwerden akut oder chronisch werden.
Da Stillstand bekanntlich Rückschritt bedeutet, geht Esders bereits neue Handlungsfelder der betrieblichen Gesundheitsförderung an. In Kooperation mit Krankenkassen erarbeitet der Steuerkreis Gesundheitsförderung mit Niemann-Schwaeke Angebote zur Stressprävention und Ernährungsberatung für die Mitarbeiter. „Ein großes Thema ist etwa versteckter Industriezucker in alltäglichen Lebensmitteln und Zutaten, etwa Tomatenketchup oder Dosen-Ananas“, sagt die Physiotherapeutin.
Und auch bei anderen Haselünner Unternehmen weckt das Engagement der Esders GmbH Interesse. Die Heinrich Voss Gebäudetechnik GmbH, direkter Nachbar im Industriegebiet Hammer Tannen, hat ebenfalls ein Programm zur Gesundheitsförderung aufgelegt und verschaffte sich einen Einblick des BGM bei Esders. Es ist gut möglich, dass Projekte im Rahmen der Gesundheitsförderung gemeinsam durchgeführt werden. Marion Niemann-Schwaeke als Angestellte der Esders GmbH könnte in naher Zukunft andere Unternehmen beraten und dort auf Honorarbasis Workshops durchführen. „Dass wir als Mess- und Prüftechnikhersteller für die Gas- und Wasserversorgung unsere Geschäftsfelder um atypische Dienstleitungen erweitern und Frau Niemann-Schwaeke von der Kostenstelle zum Profitcenter wird, sehe ich allerdings nicht“, schmunzelt Bernd Esders. Dazu möchte er die Physiotherapeutin auch zu sehr als Alleinstellungsmerkmal seines Unternehmens behalten.