Das Projekt dreht sich um eine Thematik, die zunehmend im Blickpunkt der gesellschaftlichen und medizinischen Diskussion steht, nämlich dem Wunsch vieler Menschen, auch im Alter, bei gesundheitlichen Einschränkungen oder bei einer gewissen Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich selbstbestimmt und eigenverantwortlich in den eigenen vier Wänden zu leben. Um die oft notwendige ambulante Versorgung und Pflege effektiv zu unterstützen, arbeitet die Forschergruppe mit "openIntelliCare" an einem vorausschauenden Assistenzsystem, das in der Lage ist, schnell, zuverlässig und kostengünstig Prognosen zum Gesundheitszustand eines Patienten zu erstellen. Derzeit verfügbare Assistenzsysteme sind zwar bereits heute ein wichtiger Bestandteil der ambulanten Versorgung und Pflege; sie haben jedoch den Nachteil, dass sie in der Regel erst nach Eintritt einer Notfallsituation aktiv werden. „Das Besondere an openIntelliCare ist dessen Proaktivität; das heißt es erkennt kritische Ereignisse und Situation sozusagen bevor sie eintreten und ermöglicht somit, diese frühzeitig zu behandeln oder sogar vollständig zu vermeiden“, erläutert Projektleiter Tronnier.
Dazu wird der Patient je nach Krankheitsbild mit Geräten wie Blutdruckmessgerät, Pulsoxymeter oder EKG ausgestattet. Diese erfassen kontinuierlich seine Vitalfunktionen und melden sie über ein Smartphone an die Notrufzentrale. Ausgehend vom klinischen Zustand des Patienten entscheiden Ärzte dort, ob Notfallmaßnahmen eingeleitet werden müssen. Unter Berücksichtigung des Datenschutzes werden in einem Computersystem die Gesundheitsdaten des Patienten und die darauf basierenden medizinischen Entscheidungen gesammelt. Bei jeder neu anstehenden Entscheidung prüft der Computer die aktuellen Werte des Patienten auf Übereinstimmung mit bekannten Fällen und nennt Maßnahmen, die sich in der Vergangenheit als erfolgreich bzw. erfolglos erwiesen haben. Damit ist es beispielsweise möglich, eine Verschlechterung der Herzfunktion festzustellen, lange bevor die ersten Symptome beim Patienten auftreten.
"openIntelliCare" führt unterschiedliche Ansätze aus den Bereichen Hausnotrufsysteme, sensorgestütztes Patientenmonitoring und Notrufzentralenmanagement zusammen. Es wird als offene Technologieplattform angeboten, so dass auch kleine Dienstleister solche Notrufdienste anbieten können. Indem das System den Gesundheitszustand der Patienten aktiv beurteilt, kann die Versorgungsqualität gesteigert und die Kosten häuslicher medizinischer Unterstützung und Vorsorge reduziert werden.
Das BMBF unterstützt das Forschungsprojekt im Rahmen der Förderlinie „FH-profUnt“ mit rund 292.000 Euro und hat es nun zum „Projekt des Monats März 2016“ gekürt. Professor Tronnier freut sich mit seinem Projektteam über die Würdigung und sieht diese als Bestätigung für die Qualität sowie die Anwendungs- und Zukunftsorientierung der Forschungsaktivitäten. „Natürlich ist diese besondere Auszeichnung für uns alle eine zusätzliche Motivation, das Projekt voranzutreiben und zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen“, so Tronnier.
Den Projektfortschritt können Interessierte auch auf der kommenden CeBIT in Hannover bestaunen, wo die Forscher der HS Kaiserslautern das Projekt "openIntelliCare" auf Einladung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an dessen Stand A34 in Halle 6 präsentieren.