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61. GfK-Tagung in Nürnberg zur Bedeutung von Vertrauen

(PresseBox) (Nürnberg, )
Was ist die Biologie des Vertrauens? Warum sind Menschen überhaupt in der Lage, Vertrauen zu empfinden? Warum schenken wir manchmal Vertrauen und manchmal nicht? Wie eng hängen Vertrauen und Moral zusammen? Der Philosoph, Publizist und Autor Prof. Dr. Richard David Precht hat auf der 61. GfK-Tagung am vergangenen Freitag Moral und Vertrauen in den Kontext zu Wirtschaft und Gesellschaft gestellt.

Drei namhafte Referenten widmeten sich auf der GfK-Tagung dem Thema "Vertrauen". Zwei Vorträge konzentrierten sich auf Vertrauen in Märkte und Marken, die Rede von Richard David Precht beleuchtete das Thema Vertrauen aus philosophischer Sicht.

Precht erläuterte, dass Vertrauen und Moral eng zusammenhängen: Vertrauen ist philosophisch gesehen ein kleines, weitgehend vernachlässigtes Unterthema des Themas "Moral". Moral definierte er als die Unterteilung in das, was wir achten und in das, was wir ächten. Sie wird besonders durch die Fähigkeit des Menschen zu Mitgefühl und Fairness bestimmt.

Um Vertrauen eingehend beleuchten zu können, muss die Biologie der Moral verstanden werden. Zu untersuchen ist, ob moralische Entscheidungen überwiegend eine Frage von Gefühlen sind und ob nicht der größte Teil der Lebensentscheidungen - wozu auch Kaufentscheidungen zählen - emotional ist.

Der Philosoph Precht führte beispielsweise David Hume an: Er war der Überzeugung, dass die Gefühle die Herrschaft übernehmen, und die Vernunft nichts anderes ist als eine raffinierte Marketingabteilung, die im Nachhinein rechtfertigt, was die Gefühle vorher entschieden haben. Precht wägte Humes Theorie mit Kants Verständnis ab, dass die moralische Entscheidung der höchstmögliche Gebrauch der Vernunftfähigkeit des Menschen sei.

Anhand von Einblicken in die Hirnforschung mit Affen stellte der Philosoph heraus, dass Mitgefühl bereits bei Primaten festgestellt werden konnte. Ursache seien die Spiegelneuronen, jene Neuronen im menschlichen Gehirn, die es uns ermöglichen, uns in andere hineinzuversetzen und "soziales Schach" zu spielen.

Aber nicht nur Mitgefühl, sondern auch der Gerechtigkeitssinn konnte anhand von Versuchen mit Affen nachgewiesen werden. Precht führte Versuche von Franz de Waal an, der Kapuzineraffen dressierte, belohnte und auch negativ reizte. Diese Versuche führten zu dem Ergebnis, dass Lebewesen keinen angeborenen Sinn für Fairness, sehr wohl aber für Unfairness haben. Der Sinn für Unfairness kann beim Menschen ab dem 4. Lebensjahr durch die Aktivierung der Spiegelneuronen - mittels praktischer Erfahrungen - in einen Sinn für Fairness überführt werden.

Der normale Mensch verfüge also über die Fähigkeit zum Mitgefühl und das Gefühl für (Un)Fairness, so Precht. Zusammen mit der grundsätzlich im Menschen vorhandenen Tötungshemmung bilden diese Faktoren die Grundlagen der menschlichen Moralfähigkeit - die wiederum die Basis für eine Vertrauenskultur legen. Precht schließt daraus, dass der Homo Sapiens zwar zu rationalen Entscheidungen fähig ist, dass ihn aber diese emotionalen Faktoren auch davon abhalten können.

Aber wann handeln wir nach unserer Moral und wann werden wir unfair? Laut Precht machen wir flexibel von unseren Grundsätzen der Moral Gebrauch - auch abhängig davon, ob wir das Gefühl haben, von anderen fair behandelt zu werden. Zudem handeln wir gegenüber anderen Menschen umso unmoralischer, je weiter sie von uns räumlich entfernt sind. Auf das Gebiet der Wirtschaft übertragen heißt das, dass die Abstraktion wirtschaftlicher Prozesse der Unmoral Tür und Tor öffnet.

Aber was bedeutet dies nun für das Marketing? Menschen handeln zwar zweckorientiert, gesteuert durch die Vernunft. "Aber es gibt etwas Wichtigeres als die unmittelbare Durchsetzung unserer Interessen, und das ist jener Nährstoff, auf den es uns eigentlich ankommt: Das sind Anerkennung, Respekt, Zuneigung und Liebe, das sind die allerwichtigsten Dinge, alles andere kommt eine Stufe darunter", so Precht. Übertragen auf die Vertrauenskultur im Marketing bedeutet dies: Wir bringen jenen Menschen oder Produkten am meisten Vertrauen entgegen und entscheiden uns für jene, bei denen wir unterstellen, dass sie das höchste Maß an sicherer Anerkennung für uns bringen. Denn Menschen sind eines am wenigstens gern: die Dummen.

Zur GfK-Tagung

Die GfK-Tagung des GfK Vereins beschäftigt sich jedes Jahr mit aktuellen, für das Marketing und die Marktforschung substantiellen Fragen. Sie bietet neben den Vorträgen ausgewiesener Experten auch die Möglichkeit zum Gedankenaustausch. GfK-Tagungen finden seit 1950 im Anschluss an die Mitgliederversammlung des GfK Vereins statt. Ca. 500 Personen nehmen regelmäßig an dieser Veranstaltung teil.

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Der GfK Verein ist eine 1934 gegründete Non-Profit-Organisation zur Förderung der Marktforschung. Er setzt sich aus rund 600 Unternehmen und Einzelpersonen zusammen. Zweck des Vereins ist es, innovative Forschungsmethoden in enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen zu entwickeln, die Aus- und Weiterbildung von Marktforschern zu fördern und die für den privaten Konsum grundlegenden Strukturen und Entwicklungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu verfolgen sowie deren Auswirkungen auf die Verbraucher zu erforschen. Die Studienergebnisse werden den Mitgliedern des Vereins kostenlos zur Verfügung gestellt. Der GfK Verein ist Gesellschafter der GfK SE. Weitere Informationen unter www.gfk-verein.org twitter: www.twitter.com/GfK_Verein

Zur GfK Gruppe

Die GfK Gruppe bietet das grundlegende Wissen, das Industrie, Handel, Dienstleistungsunternehmen und Medien benötigen, um Marktentscheidungen zu treffen. Ihr umfassendes Angebot beinhaltet Informations- und Beratungsservices in den drei Sektoren Custom Research, Retail and Technology und Media. Weltweit ist die Nummer 4 der Marktforschungsunternehmen in mehr als 100 Ländern aktiv und beschäftigt über 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Jahr 2010 betrug der Umsatz der GfK Gruppe 1,29 Milliarden Euro. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.gfk.com. Folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/gfk_gruppe

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