Die Autoren vermitteln zunächst einen knappen Überblick über strukturelle Grundlagen und grundsätzliche Entwicklungen in den Bereichen sprach- und kulturwissenschaftlicher Forschung, Lehre sowie Organisation und Personal. Ein Fokus liegt dabei auf der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Bislang war der Studienaufbau in den Sprach- und Kulturwissenschaften eher schwach strukturiert, studienbegleitende Prüfungen waren von geringer Bedeutung und ein hoher Anteil der Fächer schloss mit Staatsexamen ab. Deshalb stellt die Umstellung auf gestufte Studiengänge für die angesprochenen Fächergruppen eine besondere Herausforderung dar.
In einer Online-Befragung sowie anhand von 13 Fallstudienanalysen explorierten die Autoren, wie der Umstellungsprozess an geisteswissenschaftlichen Fakultäten von Dekaninnen und Dekanen und anderen Fakultätsvertretern wahrgenommen wird. Die Ergebnisse dokumentieren, welche der Herausforderungen die Befragten als besonders drängend empfinden: Besonders problematisch stuft die Hälfte der Teilnehmenden (51 %) die Entwicklung geeigneter Modulprüfungen ein. Außerdem überwiegt die Einschätzung (72 %), dass durch die Umstellung auf die Bachelor- und Masterstruktur ein Mehrbedarf an größeren Seminarräumen aufgetreten sei. Dreiviertel der Befragten nennen darüber hinaus einen Mehrbedarf an studentischen Arbeitsplätzen. Dies verdeutlicht, dass sich die neuen Studienstrukturen über die anspruchsvolle Umstellungsphase hinaus dauerhaft auf die Ressourcenbedarfe an geisteswissenschaftlichen Fakultäten auswirken.
Das aktuelle Forum Hochschule liefert den Hochschulen Anregungen und Hilfestellungen zur Umgestaltung ihrer Organisation und Ressourcenplanung. Darin werden Planungshilfen bei der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge und ein Instrumentarium zur Ermittlung des Flächenbedarfs geisteswissenschaftlicher Einrichtungen präsentiert. Aktuelle Kennzahlen sollen Fakultäten bei einer effektiven und effizienten Ressourcenplanung und verwendung unterstützen. Das planerische Instrumentarium kann sowohl für allgemeine Konzepte als auch für Detailplanungen herangezogen werden.
Der Bericht stellt eine von mehreren HIS-Untersuchungen zu unterschiedlichen Aspekten der Geisteswissenschaften dar, die sich neben den Auswirkungen des Bologna-Prozesses auch mit dem Berufsverbleib von Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern sowie der internationalen Positionierung der Geisteswissenschaften in Deutschland befassen (bereits erschienen: Briedis, Fabian, Kerst & Schaeper: Berufsverbleib von Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern. Hannover 2008).
Eine Printversion von "Sprach- und Kulturwissenschaften an Universitäten. Organisation, Studienstrukturentwicklung und Ressourcenplanung an geisteswissenschaftlichen Fakultäten" können Interessenten gegen eine Schutzgebühr von 20 Euro direkt bei der HIS GmbH bestellen.