Dass sich die Körpermaße der Menschen generell verändert haben, kann man jeden Tag auf der Straße beobachten. Die junge Generation ist größer als ihre Eltern und vor allem als ihre Großeltern. Fußmessungen mit einem Umfang, der statistisch gesicherte Aussagen über Fußmaße zulässt, wurden seit den 60-ziger Jahren nicht mehr durchgeführt. Einzelne, von ihrem Stichprobenumfang nicht repräsentative Messungen gab es in der jüngeren Vergangenheit. Diese ließen die eingetretenen Veränderungen ahnen, reichten aber nicht aus, um gravierende Korrekturen, z.B. bei den Größensortimenten, vorzunehmen. Einzelne Firmen haben auf Grund ihrer Beobachtungen schon Erweiterungen beim angebotenen Größensortiment vorgenommen. Um eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit passenden, bedarfsgerechten Schuhen und Strümpfen zu garantieren, müssen aktuelle Informationen über die Maße der Füße erhoben werden.
Aus diesem Grund vermessen das Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e.V. und das Bekleidungsphysiologische Institut Hohenstein e.V. (BPI) im Rahmen des Forschungsprojektes "Entwicklung innovativer Gradierverfahren für die Schuh- und Strumpfwarenindustrie" noch bis ins Jahr 2008 hinein die Füße von rund 7.000 Erwachsenen. Das Bundeswirtschaftsministerium stellt über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen Otto von Guericke Fördermittel für dieses Projekt zur Verfügung. Gearbeitet wird mit 3D-Scannern, die sowohl Fuß- als auch Beinmaße bis zum Knie erfassen können. Die Ergebnisse werden anschließend statistisch ausgewertet und der Industrie und dem Handel zur Verfügung gestellt. Auch die branchenübergreifende Nutzung für alle, die ergonomische Daten von Fuß und Unterschenkel benötigen, ist möglich. Damit sind wichtige Voraussetzungen für die bedarfsgerechte Produktion und Order für den Verkauf vorhanden.
Die Fuß- und Beinmaße allein garantieren aber noch nicht die Herstellung passender Schuhe. Erforscht werden soll auch, wie durch neue Verfahren bei der Leistengestaltung und der Gradierung eine besser an den Bedarf angepasste Leistenherstellung möglich ist, die dann natürlich auch zu besser passenden Schuhen führen soll. Aber nicht nur die Schuhproduktion soll verbessert werden. Auch bei der Strumpfherstellung ist der Bedarf an aktuellen Fußmaßen vorhanden. Ziel ist die Erarbeitung neuer Konstruktionsrichtlinien für Strümpfe. Neben dem PFI und dem BPI ist die Technologie- und Innovationsberatung Dr. Richter gGmbH am Forschungsvorhaben beteiligt. Unterstützung finden die Forschungseinrichtungen bei zahlreichen deutschen Schuh- und Strumpfherstellern, Handelsorganisationen und deren Verbänden.