Ob "Generalverdacht" oder "Sippenhaft": Sowohl die iGZ-Bundesvorsitzende Ariane Durian als auch der iGZ-Landesbeauftragte für Baden-Württemberg, Armin Zeller, fanden beim Landeskongress in Stuttgart deutliche Worte gegen die Anti-Zeitarbeits-Kampagne der Gewerkschaften, die der Branche mit Einführung der Branchenzuschlagstarife pauschal Missbrauch und Umgehung unterstellten. Vor rund 400 Teilnehmern verurteilte Zeller, "dass die Zeitarbeitgeber immer noch als Arbeitgeber zweiter Klasse dargestellt werden." Das habe rein gar nichts mit Sozialpartnerschaft zu tun, appellierte er an die Gewerkschaften, mit den Anfeindungen Schluss zu machen. Ebenso sei es zu verurteilen, dass die Branche von der Politik regelmäßig als Wahlkampfthema missbraucht werde - und das zu einer Zeit, in der die Branche vor großen Herausforderungen stehe: Enorme administrative Aufgaben durch die Branchenzuschläge, hoher Erklärungsbedarf bei Kundenunternehmen und Arbeitnehmerschaft sowie eine derzeit hohe Übernahmequote seien nur einige Themen, die auf der Zeitarbeitsagenda stehen. Auch die Bundesvorsitzende Ariane Durian unterstrich die große Herausforderung der Umsetzung der Branchenzuschlagstarife. Hinzu komme eine leicht gedämpfte Konjunktur - die Zahl der Zeitarbeitnehmerschaft sei aktuell im Vorjahresvergleich um 15 Prozent niedriger - und der Fachkräftemangel mache sich zusehends bemerkbar. Der Verband setzte sich, so Ariane Durian, intensiv dafür ein, dass bei einer Verschärfung der Konjunkturflaute für die Zeitarbeit auch wieder Kurzarbeit eingesetzt werden kann. Aufs Schärfste verurteilte sie die Darstellung der Zeitarbeit in den Medien. Es werde nicht mehr sachlich recherchiert und berichtet, sondern um der Quote willen würden Tatsachen völlig verdreht präsentiert. "Wir haben große Baustellen, und diese müssen wir beseitigen", zog die iGZ-Vorsitzende ihr Fazit. Peer-Michael Dick, Hauptgeschäftsführer Südwestmetall, ließ es sich denn auch nicht nehmen, Ariane Durian ein großes Lob auszusprechen - bei ihren beiden Fernsehauftritten, unter anderem in der ARD-Talkshow Anne Will, habe sie die Interessen der Branche hervorragend vertreten, ihr gebühre ein Verdienstkreuz. Die Branchenzuschläge aus Sicht der Kundenunternehmen: Das, so Dick, bedeute für die Firmen erst einmal eine Erhöhung auf der Ausgabenseite. Andererseits rechne er damit, dass sich diese Lohnangleichung positiv auf das Image der Zeitarbeit auswirke. Die Akzeptanz jedenfalls sei da, denn die Arbeitgeber betrachten die Zeitarbeit nach wie vor in erster Linie als Flexibilisierungsinstrument, um Auftragsspitzen abzuarbeiten. Zeitarbeit, so Dick, sei und bleibe auf jeden Fall auch eine Möglichkeit für diejenigen, die sonst keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten. "Gute Zeitarbeit als verlässlicher Partner der Bundesagentur für Arbeit" lautete das Thema von Christine Käferle, Bereichsleiterin Markt und Integration in der Regionaldirektion Baden-Württemberg. In ihrem Beitrag verdeutlichte sie den hohen Stellenwert der Branche sowohl für den Erst-, als auch für den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Sein innerer Schweinehund heißt Günter: Dr. Stefan Frädrich referierte darüber, wie man sich und andere motiviert. Er ist Finanzkontrolleur Schwarzarbeit in Bamberg und hat ein Buch darüber geschrieben: Leo Mahr berichtete über "Mehr Sein als Schein: Werkverträge sind kein Umgehungsinstrument". Moderator Gerhard Hohmann, SWR-Wirtschaftsredaktion, bat anschließend zur Podiumsdiskussion. Über "Branchenzuschläge: Umsetzung - Folgen - Ausblick" diskutieren Armin Zeller, iGZ-Landesbeauftragter Baden-Württemberg, Dr. Oliver Stettes, Leiter Kompetenzfeld Arbeitsmarkt- und Personalökonomik am Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Peer-Michael Dick, Hauptgeschäftsführer Südwestmetall, sowie Gerhard Wick, Tarifsekretär der IG Metall-Bezirksleitung Baden-Württemberg. Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer, beleuchtete schließlich die tarifpolitischen Perspektiven 2013.
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