Über die bedeutsame Rolle der Zeitarbeit vor, während und nach der Krise diskutierten neben Neumann-Redlin auch Hans-Uwe Stern (Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bremen), Rolf Steil - Agentur für Arbeit Hamburg - Bettina Schiller, der DGB-Regionalvorsitzende Niedersachsen-Mitte, Sebastian Wertmüller und Karin Peetz (Verdi).
Rund 200 Vertreter aus der Politik, Wirtschaft und Zeitarbeitsbranche sowie die Referenten fanden den Weg ins Maritim Congress Centrum Bremen zum iGZ-Landeskongress Nord, zu dem neben Bettina Schiller die iGZ-Landesbeauftragten Frauke Schacht, Niedersachsen, Angelo Wehrli Hamburg) und Andreas Bückel - Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern - die Gäste empfingen. Begrüßt von der iGZ-Landesvorsitzenden für Bremen und Bundesvorstandsmitglied, Bettina Schiller, ergriff die Bremer Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, Ingelore Rosenkötter, das Wort. Das Thema ist seit dem Missbrauch der Zeitarbeit durch eine große Drogeriekette in aller Munde, und auch die Senatorin ging auf das Thema hauseigene Zeitarbeitsfirma ein - Tarifflucht, Lohndumping und Kostenreduzierung seien dabei Maßnahmen gewesen, die Zeitarbeit verwerflich erscheinen lasse.
"Das Risiko der Zeitarbeit muss einen gerechten Preis bekommen", appellierte sie für einvernehmliche Lösungen. Die Politik müsse nun die Rahmenbedingungen schaffen, der Bremer Senat habe bereits 2009 Vorschläge zur Reform des AÜG in den Bundesrat eingebracht - ihr sei dabei aber auch der Spagat bewusst zwischen betrieblichen Flexibilitätsanforderungen und den Anforderungen des Sozialstaates. Nun seien die Tarifpartner gefordert, ermunterte sie die Kongressteilnehmer zu einer aktiven Mitgestaltung sozialer und tariflicher Mindeststandards für die Zeitarbeitsbranche.
Bettina Schiller widersprach in ihrer Rede: Ein politisches Eingreifen könne immer nur das letzte Mittel sein. Die Probleme seien vielmehr durch tarifliche Regelungen zu lösen. Sie sei sicher, dass die bald anstehenden Tarifverhandlungen der Sozialpartner zu einem guten Ergebnis führen werden. Gute Zeitarbeit bedeute "eine passende Flexibilität, ein festes Arbeitsverhältnis mit passender Entlohnung, das Ende des Unterbietungswettbewerbs, die Wertschätzung der Arbeit und ein Mindestlohn".
Nicht minder engagiert wie die Bremer iGZ-Landesbeauftragte referierten anschließend mehrere Experten zum Thema Zeitarbeit. Prof. Dr. Rudolf Hickel , Gründungsdirektor des Instituts für Arbeit und Wirtschaft der Uni Bremen, analysierte die Situation nach der Wirtschaftskrise und betrachtete kritisch den Aufschwungsgedanken. RA Michael Weber-Blank erläuterte praktische Aspekte des täglichen Geschäftslebens - "Einladung zum Geschäftsessen - Rendezvous mit dem Staatsanwalt" lautete sein kurzweiliger Beitrag, der sich mit Stolperfallen in der Wirtschaft auseinander setzte. Zeitarbeit ist nicht nur ein deutscher Wirtschaftszweig: "Go Europa" leuchtete es den Kongressteilnehmern von der Leinwand entgegen, als Prof. Michael Ph. Mattoug (Steinbeis Transferzentrum Internationale Strategien) den Blick über den Tellerrand lenkte. Unter dem Motto "Zeitarbeit in Europa" präsentierte er die Zeitarbeit als ein Modell für Flexibilität und Sicherheit.
Auf großes Interesse stieß auch der Beitrag von RA Dr. Oliver Bertram, der die vielfältigen Aspekte des Interim-Managements beleuchtete. Der Rechtsanwalt verwies zudem auf die Gefahren der Scheinselbstständigkeit und gewährte unter anderem zudem einen professionellen Einblick in die juristischen Blickpunkte von Dienstverträgen. Mit einem Gang über die Fachausstellung "Dienstleister der Zeitarbeitsbranche" endete der zweite iGZ-Landeskongress Nord in Bremen.