Für Deutschland hatte die Ministerkonferenz für Raumordnung im Jahre 1995 insgesamt elf Metropolregionen festgelegt, wobei das Rheinland gemeinsam mit dem Ruhrgebiet zur Metropolregion Rhein-Ruhr zusammengefasst wurde. Diese Verknüpfung zweier sehr unterschiedlich zusammengesetzter Gebiete mit verschieden starker Wirtschaftskraft habe allerdings mehr den Charakter eines "Kunstgebildes". Deshalb plädieren die fünf IHKs dafür, das Rheinland ebenso wie das Ruhrgebiet als eigenständige Metropolregion zu positionieren.
Mit 6,7 Millionen Bürgern sei das Rheinland die größte Metropolregion und weise hinter dem Ruhrgebiet die höchste Einwohnerdichte auf. Das Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 213 Milliarden Euro bedeute ebenfalls einen klaren Spitzenwert, auch wenn die Zuwachsraten geringer als in den anderen Metropolregionen ausfielen. Den Spitzenwert belege es hingegen wieder mit seinen 2,25 Millionen Beschäftigten, die zudem überproportional hoch qualifiziert seien. Immerhin 12,6 Prozent von ihnen verfügten über einen Fachhochschul- beziehungsweise Hochschulabschluss - ein Wert, der nur in Frankfurt und München knapp übertroffen werde. Nicht zuletzt daraus resultierte auch das hohe Verfügbare Einkommen der Region in Höhe von 135,5 Milliarden Euro. Im Zeitablauf der letzten zehn Jahre sei es um beachtliche 20 Prozent gewachsen, allerdings erreiche der Spitzenreiter Hamburg ein Plus von knapp 23 Prozent.
"Die etwas geringere Wachstumsdynamik im Rheinland ist auf die insgesamt schwierigeren Rahmenbedingungen in Nordrhein-Westfalen zurückzuführen. Das hat nicht zuletzt etwas mit den strukturellen Anpassungen aufgrund der altindustriellen Vergangenheit zu tun", erklärte Porschen. "Doch den Standort Rheinland weiter zu stärken und so zusätzliche Wachstumsdynamik zu entfachen, ist ja gerade die entscheidende Zielsetzung der Rheinland-IHKs."
Zurückgreifen könne man dazu auf eine hochleistungsfähige Wirtschaftsstruktur mit einem im Bundesvergleich deutlich stärkeren Dienstleistungssektor. Insbesondere die wirtschaftsnahen Dienstleistungen, die im Rheinland inzwischen die stärkste Branche darstellen, hätten zu diesem Ergebnis beigetragen. "Sie erbringen Dienstleistungen für andere Unternehmen und sind damit gewissermaßen der Schmierstoff für die Wirtschaft", so Dr. Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. "In Kombination mit der hiesigen leistungsfähigen Industrie bilden sie ein hoch produktives Netzwerk, das einen entscheiden Vorteil des Rheinlandes darstellt". Zu dessen wichtigen industriellen Kernen gehörten dabei insbesondere der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Chemische Industrie sowie die Hersteller von Metallerzeugnissen.
Auch die Unternehmen seien zur Einschätzung ihres Standortes befragt worden und hätten dem Rheinland als Schulnote eine glatte Zwei gegeben. Als entscheidende Standortstärke würden sie dabei die zentrale Lage in Verbindung mit der exzellenten Verkehrsanbindung sehen - egal ob per Straße, zu Luft, auf der Schiene oder zu Wasser. Dies bedeute zugleich eine vorteilhafte Nähe zu Lieferanten und Kunden. Hochgeschätzt werde zudem die gute IuK- Infrastruktur und der Zugang zu Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Auch das kulturelle Angebot werde als wichtig und gut eingestuft, da es zur hohen Lebensqualität im Rheinland beitrage.
Eher im "Befriedigend-Bereich" liegen hingegen das Image, das Standortmarketing sowie die arbeitsmarktbezogenen Faktoren. Kritisch gesehen werde zudem die Höhe der Ver- und Entsorgungskosten für Energie, Abwasser und Abfall. "Diese im internationalen Vergleich hohen Kosten stellen für die Unternehmen in der Tat ein Wettbewerbshandicap dar, doch sind sie kein rheinlandspezifisches Problem", erklärte Porschen. "Diesbezüglich muss leider die gesamte Bundesrepublik als Hochkostenland bezeichnet werden."
Alles in allem sei mit der vorliegenden Untersuchung zum ersten Mal eine wirtschaftsstrukturelle Bestandsaufnahme für das Rheinland erfolgt. "Denn erst wenn man weiß, wo man steht, kann man auch sagen, wohin man will", folgerte Siepmann und kündigte als nächsten Schritt ein gemeinsames Positionspapier an. "Wie sieht sich das Rheinland, wie will es sich positionieren, welche Ziele strebt es an und welche politischen Forderungen erhebt es?"