Die Untersuchung zeigt, dass deutsche Autofahrer mehr Zeit im Stau verbringen als Autofahrer in Frankreich, jedoch weniger als in Großbritannien, Belgien, Luxemburg oder den Niederlanden. In den 25 schlimmsten Engpässen auf deutschen Straßen stehen Autofahrer im Schnitt 34 Stunden pro Woche im Stau. Bei einem Benzinpreis von derzeit über 1,35 Euro hat der Verkehr damit weiterhin einen großen Einfluss auf Autofahrer, die deutsche Wirtschaft und die Umwelt.
Laut Scorecard-Report ist der schlimmste Ort und die schlimmste Zeit, um auf deutschen Straßen unterwegs zu sein: freitags von 16-17 Uhr in Stuttgart. Eine Fahrt dauert zu dieser Zeit durchschnittlich 50 Prozent länger als zu störungsfreien Zeiten. Insgesamt lag die zusätzliche Fahrtzeit oder Travel Time Tax1 (T3) für Deutschland bei 19,7 Prozent. Das bedeutet, dass eine zufällig gewählte Fahrt in den Ballungsgebieten während der Rush Hour im Schnitt 20 Prozent länger dauert, als zu störungsfreien Zeiten. Damit ist der T³-Wert für Deutschland knapp unter dem Großbritanniens sowie der Benelux-Staaten (Belgien, Niederlande, Luxemburg), aber deutlich höher als in Frankreich.
Durch die Analyse der Hauptverkehrsstraßen in den 35 größten Ballungsräumen des Landes liefert die Scorecard einen umfassenden Überblick über das Ausmaß des täglichen Staus in deutschen Großstädten. Der Report zeigt die zehn Ballungsräume mit den schlimmsten Staus in Deutschland², inklusive der ungünstigsten Zeit, um auf der Straße unterwegs zu sein:
1. Ruhrgebiet: Autofahrer verschwenden 51 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Freitag, 15:00-16:00 Uhr
2. Hamburg: Autofahrer verschwenden 44 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Freitag, 15:00-16:00 Uhr
3. Berlin: Autofahrer verschwenden 35 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Montag, 08:00-09:00 Uhr
4. Frankfurt am Main: Autofahrer verschwenden 47 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Montag, 08:00-09:00 Uhr
5. Köln: Autofahrer verschwenden 57 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Montag, 08:00-09:00 Uhr
6. München: Autofahrer verschwenden 35 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Montag, 08:00-09:00 Uhr
7. Düsseldorf: Autofahrer verschwenden 46 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Montag, 08:00-09:00 Uhr
8. Stuttgart: Autofahrer verschwenden 56 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Freitag, 16:00-17:00 Uhr
9. Saarbrücken: Autofahrer verschwenden 45 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Montag, 07:00-08:00 Uhr
10. Bielefeld: Autofahrer verschwenden 25 Stunden pro Jahr im Verkehr³, schlimmste Zeit = Mittwoch, 16:00-17:00 Uhr
"Dies ist der erste detaillierte Tatsachenbericht über die Stausituation in Deutschland, der zeigt, wie der Verkehr wirklich ist - wann und wo er am schlimmsten ist," sagt Dr. Hans-Hendrik Puvogel, General Manager von INRIX Europa. "Unser Geschäft beruht darauf, dass wir wissen, wie sich der Verkehr Tag für Tag verhält - und das in 20 Ländern. Der Scorecard-Report und insbesondere die Daten, die dahinterstecken, werden zum besseren Verständnis der Verkehrsstörungen auf Deutschlands Straßen führen. Das kannRegierungen und Unternehmen helfen, die Autofahrer, aber auch die Wirtschaft vor dem Verkehrskollaps zu bewahren."
Deutschlands Verkehrsverhalten und die schlimmsten Engpässe
Die INRIX Scorecard für Deutschland geht im Detail auf die Verkehrsprobleme im Land ein. Unter anderem wurden folgende Punkte analysiert: Anzahl der Stunden im Stau, schlimmster Tag für Pendler, Durchschnittsgeschwindigkeiten für die 35 Ballungsräume und die schlimmsten Verkehrsengpässe. Für Deutschland bedeutet dies:
- Schlimmster Wochentag: Donnerstag
- Schlimmster Wochentag morgens: Donnerstag
- Schlimmste Zeit für Pendler: Montags von 08:00-09:00 Uhr
- Schlimmster Wochentag nachmittags: Donnerstag
- Bester Wochentag: Freitag
- Bester Wochentag morgens: Freitag
- Beste Zeit für Pendler: Freitags von 18:00-19:00 Uhr
- Bester Wochentag nachmittags: Montag
Die Analyse und Einordnung der schlimmsten Engpässe hat gezeigt, dass der Teilabschnitt mit den meisten Staus im Bereich eines großen Straßenbauprojekts liegt, dem "Projekt Mittlerer Ring Südwest" in München: der 0,58 km lange Teilabschnitt, der von der Heckenstallerstraße (Mittlerer Ring) in westlicher Richtung zur Höglwörther Straße führt. Dort wurden im Jahresdurchschnitt pro Tag 13,8 Stunden Verkehrsbehinderungen aufgezeichnet, bei denen die Durchschnittsgeschwindigkeit unter 23 km/h lag.
Die Top 10 der schlimmsten Verkehrsengpässe in Deutschland sind:
1. München: Die Heckenstallerstraße in westlicher Richtung zur Höglwörther Straße
2. Bremen: Die A1 Richtung Bremen, Höhe Ahlken
3. Hamburg: Die A7 Richtung Hamburg, Höhe Hamburg-Bahrenfeld
4. Hamburg: Die A7 Richtung Hamburg, Höhe Hamburg-Othmarschen
5. Köln: Die A1 Richtung Euskirchen, Höhe Köln-Bocklemünd
6. Köln: Die A59 Richtung Bonn, Höhe Köln-Porz
7. Bremen: Die A1 Richtung Bremen, Höhe Krummhörens Kuhlen
8. Stuttgart: Die A8 Richtung Karlsruhe, Höhe Höllberg
9. München: Die Heckenstallerstraße in Richtung Passauerstraße
20. Ruhrgebiet: Die A52 Richtung Essen bei Huttrop
Über die INRIX Traffic Scorecard für Deutschland:
Die INRIX Traffic Scorecard für Deutschland misst die Verkehrsstörungen auf einzigartige Art, indem der Report Echtzeit-Daten für die Hauptverkehrsstraßen aller großen Ballungsräume heranzieht, die über die traditionellen Erhebungsmethoden wie stationäre Detektion und statistischen Erhebungen hinausgehen. Hierfür greift die Scorecard auf das Smart Driver Network von INRIX zurück, ein nationales Netzwerk für das Sammeln von Verkehrsdaten aus diversen Quellen.
Jedes mit GPS ausgestattete Fahrzeug und Endgerät in diesem Netzwerk übermittelt einen Report an INRIX. Dieser umfasst aktuelle Geschwindigkeit, Standort und Fahrtrichtung. Gewerbliche Fahrzeuge berichten minütlich, bis zu sieben Stunden pro Tag. Auf Basis dieses bundesweit größten Verkehrsnetzwerks erstellt INRIX die umfassende und aktuelle Analyse über die 35 größten Ballungsräume in Deutschland mit den relevanten Autobahnen und Landstraßen. Diese Daten werden mit weiteren relevanten Informationen zu Verkehrsstörungen und -unfällen angereichert, um so die genauesten und umfangreichsten Verkehrsinformationen zu erhalten.
Ranglisten, Scorecards und Zusammenfassungen zu den Ergebnissen der 35 deutschen Ballungsräume stehen unter http://euscorecard.inrix.com/ zur Verfügung. Die Daten, die die Grundlage für die INRIX Traffic Scorecard für Deutschland liefern, stehen Behörden und gewerblichen Unternehmen sofort zur Lizensierung zur Verfügung.
Um mehr über die Ergebnisse der Scorecard herauszufinden, können sie sich am 10. November 2010 um 12:00 Uhr für ein kostenloses Webinar registrieren. Rick Schuman, Vice President Public Sector von INRIX, und Dr. Hans-Hendrik Puvogel, Geschäftsführer von INRIX Europa, werden detailliert auf die unterschiedlichen Ergebnisse eingehen sowie wie die Verkehrsdaten von INRIX genutzt werden können, um Transportplanung, Verkehrsmanagement und Messsysteme zu verbessern.
1) Travel Time Tax (T3): T3 beschreibt die Zeit, die relativ zur normalen durchschnittlichen Reisezeit im Durchschnitt für eine Fahrt zusätzlich benötigt wird. Zum Beispiel impliziert ein T3 von 30 Prozent, dass eine Fahrt, die ohne Störungen 20 Minuten in Anspruch nimmt, während der Rush Hour Spitzen 26 Minuten dauern wird, d.h. eine 6-minütige (30 Prozent) Verzögerung. Für jeden Straßenabschnitt wird für jede Stunde in der Woche der T3 kalkuliert. Hierfür wird die Formel T3 = (RS-HS)/RS verwendet. Sollte HS>RS sein, wird T3 automatisch auf 0 % gesetzt. Der Faktor T3 ist abgeleitet vom Travel Time Index, einer in der Stauanalyse gebräuchlichen Maßeinheit.
2) Gesamtes Störungsvolumen und Travel Time Tax (T3): Das gesamte Störungsvolumen ist ein fester Wert, der alle Verkehrsstörungen in einer Region misst und bewertet. Da in größeren Regionen auf mehr Straßen und auch an mehr Orten Störungen auftreten können, ist auch das gesamte Störungsvolumen höher. Der Travel Time Tax (T3) hingegen ermöglicht den direkten Vergleich zwischen den verschiedenen Regionen. Hierbei werden die Größenunterschiede der Verkehrsnetze berücksichtigt, so dass der Fahrer einen für ihn bedeutsameren Störungsüberblick bekommt. Hamburg und Darmstadt zum Beispiel haben ähnliche T3s (20,3 und 20,0 Prozent) - das bedeutet, dass der durchschnittliche Pendler in beiden Städten mit dem gleichen Maß an Verzögerungen rechnen muss. Da Hamburg aber siebenmal mehr Einwohner und zehnmal mehr Autobahnen und Hauptverkehrsstraßen hat, besteht hier ein deutlich höheres gesamtes Störungsvolumen. Dennoch ist der Einzelne in beiden Städten fast dem gleichen Störungslevel ausgesetzt.
Es verhält sich hier also ähnlich wie mit dem Energieverbrauch - der Energieverbrauch eines Haushalts ist mit dem T3 vergleichbar, der gesamte Energieverbrauch in einer Region ist vergleichbar mit dem gesamten Störungsvolumen. Beide Zahlen - der Energieverbrauch pro Haushalt (T3) und die Energie, die in der gesamten Region verbraucht wird (gesamtes Störungsvolumen) - sind von Bedeutung und werden daher gemessen.
3) Basierend auf einer einfachen Fahrt von 30 Minuten, ohne Störungen, während der Rush Hour