Seit Einführung der neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master ist die Zahl der Studierenden, die sich an die Psychologischen Beratungsstellen der Hochschulen wenden, gestiegen. Kamen im Jahr 2004 rund 16.000 Studenten, waren es drei Jahre später schon über 21.000 Hilfesuchende; 2008 ist die Beratungsnachfrage noch einmal stark angestiegen, das berichtet das Magazin Handelsblatt Junge Karriere in seiner Juni-Ausgabe.
Mit den neuen Abschlüssen sind Arbeitsbelastung und Leistungsdruck gestiegen - und viele Studenten kommen damit nicht mehr alleine klar. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit - das sind die ersten Symptome, mit denen immer mehr Studenten in die Beratungsstellen der Hochschulen gehen. "Die können sich keine Auszeiten mehr leisten, entweder sie schaffen es - oder sie scheitern. Das System ist knallhart", nennt Reinhard Kukahn, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle an der Universität Bonn, die Gründe für die wachsende Nachfrage nach Beratung. "Die Studenten, die kommen, sprechen heute viel öfters davon, wie sie sich durch ihr Studium quälen", sagt Kukahn in Handelsblatt Junge Karriere.
Ein Grund für den wachsenden Druck: Viele Hochschulen haben die Chance der Bologna-Reform nicht genutzt, sondern nur ihre Diplom- und Magisterinhalte in neue Bachelor-Verpackungen gesteckt - zumindest kommt das vielen Studenten so vor. Der kleine Unterschied ist die verkürzte Regelstudienzeit. Mehr lernen in kürzerer Zeit, mit größerem Druck, weniger Auswahl und höhere Hürden. Denn den Master machen können nur die Besten. Hinzu kommt, dass in den neuen Bachelor-Studiengängen ein Großteil der Orientierungszeit entfällt: Vom ersten Semester an zählt jede Klausur, in manchen Fächern müssen sich die Studenten bereits zu Beginn auf ein Wahlpflichtfach festlegen.
Da wundert es nicht, dass eine Befragung von Bachelor-Studenten an der TU Berlin im vergangenen Jahr ergab, dass rund jeder Dritte eine große Konkurrenz zwischen den Studierenden wahrnimmt, und sogar drei von vier Studenten über Leistungsdruck im Studium klagen. Der letzte Ausweg ist für viele der Abbruch des Studiums: An den Unis liegt die Quote der Bachelor, die ohne Abschluss aufhören zu studieren, bei 25 Prozent; an den Fachhochschulen sogar bei 39 Prozent.
Die Juni-Ausgabe von Handelsblatt Junge Karriere erscheint am 29. Mai 2009.
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