Was haben Gefrierschränke, Windenergieanlagen und Elektroautos gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Was sie verbindet, erscheint wie eine banale Nebensächlichkeit: Sie alle hängen am Stromnetz. Allerdings nehmen sie innerhalb des Stromversorgungssystems unterschiedliche Rollen ein – Gefrierschränke sind Stromverbraucher, Windenergieanlagen sind Stromproduzenten und Elektrofahrzeuge, die Stars der jüngsten internationalen Automobilsalons, können in Zukunft dank ihrer Batterie eine wichtige Funktion als mobile Stromspeicher erfüllen.
Bisher agieren diese drei Komponenten im komplexen System der Stromversorgung völlig unabhängig voneinander. Deshalb entwickelt EWE in der Modellregion Cuxhaven zusammen mit weiteren Partnern jetzt eTelligence, einen Energiehandelsplatz, auf dem geeignete Teilnehmer lernen, miteinander zu kommunizieren. Diese intelligente Vernetzung ist die wichtigste Voraussetzung dafür, zur Verfügung stehende Energie effizient zu verteilen.
Dr. Jörg Hermsmeier, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung des Oldenburger Energiedienstleisters EWE AG, erklärt die Herausforderung bei der Entwicklung eines zukünftigen Energiesys-tems: „Wir müssen alle Komponenten der Energieversorgung in ein intel-ligentes Gesamtsystem zusammenführen. Denn von Jahr zu Jahr wird in Deutschland mehr Energie verbraucht. Bei der Deckung des Strombedarfs gewinnen die regenerativen Energiequellen Wind oder Sonne zunehmend an Bedeutung. Wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint, müssen heute nach wie vor andere Kraftwerke einspringen. Was bislang fehlt, sind Möglichkeiten, regenerativen Strom zu speichern.“
Elektroautos: Wichtiger Baustein in einem intelligenten Energiesystem
Elektroautos können hier einen wesentlichen Beitrag leisten: Sie werden von Batterien angetrieben, die über einen normalen Stromanschluss in der Garage aufgeladen werden – vorzugsweise nachts. Über 20.000 Windenergieanlagen speisen Strom ins deutsche Netz. Dieser Windstrom kann heute nur in dem Umfang genutzt werden, in dem zeitgleich Strom verbraucht wird. „Deshalb müssen wir mit neuen Speichern das Stromangebot aus witterungsabhängigen Energiequellen verstetigen. Konkret heißt das, möglichst viel Strom aus Windenergie über ein intelligentes Lademanagement zum Beispiel in Elektroautos zu bringen. Parallel dazu müssen wir Energieverbrauchern die Möglichkeiten eröffnen, ihren Strombedarf dem Angebot weitgehend anzupassen“, so Hermsmeier.
EWE arbeitet deshalb seit kurzem mit dem Osnabrücker Fahrzeugentwickler Wilhelm Karmann GmbH zusammen. Insgesamt wird Karmann für EWE bis 2011 bis zu sechs Elektrofahrzeuge entwerfen und bauen. „Unsere Forschungskooperation soll vor allem Erkenntnisse zum intelligenten Batterie- und Netzmanagement liefern“, beschreibt Hermsmeier das Ziel und ergänzt: „Wenn es uns gelingt, jede produzierte Kilowattstunde Energie intelligent zu verteilen und zu nutzen, sind wir der effizienten und klimaschonenden Energieversorgung von morgen ein großes Stück näher“.
Dezentrale Stromerzeugung mit Brennstoffzellen-Heizgeräten
Im intelligenten Energiesystem von morgen sind stationäre Brennstoffzellen-Heizgeräte vor allem als dezentrale Stromerzeuger gefragt. Darüber hinaus werden stationäre Brennstoffzellen-Heizgeräte durch die hoch effiziente Kraft-Wärme-Kopplung einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Hausenergieversorgung leisten. EWE testet bereits seit 1998 Brennstoffzellen-Heizgeräte und gehört damit zu den Pionieren. Ziel des Engagements ist es, die Brennstoffzelle für die Hausenergieversorgung gemeinsam mit den Herstellern zur Marktreife zu führen. EWE allein wird in den nächsten Jahren mehr als 300 Brennstoffzellen-Heizgeräte in Einfamilienhäusern installieren. Damit stellt der niedersächsische Energiekonzern den größten Anteil an Callux, dem bundesweiten Praxistest von Brenn-stoffzellen fürs Eigenheim. Insgesamt werden im Rahmen des Praxistests bis 2012 mehr als 800 Brennstoffzellen-Heizgeräte installiert. Ein wesentlicher Bestandteil des Praxistests ist außerdem die gemeinsame Entwick-lung einer standardisierten Kommunikationsschnittstelle. Partner sind neben EWE vier weitere Energieversorger, drei Gerätehersteller, ein Institut und die Bundesregierung im Rahmen des Nationalen Innovationspro-gramms Wasserstoff- und Brennstoffzelle.
Effizienz durch Synergie auch Thema beim 4. Niedersächsischen Brennstoffzellen-Forum am 22.09. in Hannover
Unter dem Motto „Brennstoffzellen und Batterien – Effizienz durch Synergie“ geben Gastreferenten aus Kanada, Finnland und Dänemark am 22.September im Hannover Congress Centrum einen Überblick über internationale Technologietrends und Entwicklungen. Neu in diesem Jahr sind Vorträge über Technologien und Marktmöglichkeiten von Batterien sowie vergleichende Darstellungen über Batterien und Brennstoffzellen. Ebenfalls erstmalig gibt es Kurzpräsentationen über konkrete Produktanforderungen an Brennstoffzellen- und Batteriesysteme. Dies mit dem Ziel, den Teilnehmern ausgewählte Marktanwendungen vorzustellen und mögliche Kooperationsprojekte zu initiieren. Ein weiteres Highlight ist die Weltpremiere des „H2O-eMobils“, ein von niedersächsischen Ingenieuren entwickeltes Brennstoffzellen-Leichtbaufahrzeug, das erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
Niedersächsische Experten stellen auf dem Forum bundesweite Projektaktivitäten im Bereich KFZ-Industrie, maritime Anwendungen und Hausenergie, wie das Projekt „Callux“, an dem auch die EWE AG beteiligt ist, vor.
Weitere Informationen und das gesamte Programm inklusive Anmeldeformular finden Sie unter: http://www.brennstoffzelle-nds.de/....
Weitere zeitnahe Aktivitäten der Landesinitiative Brennstoffzelle und Batterietechnologie Niedersachsen:
• 2. Niedersächsische Summer School 2009
28.09. – 02.10., Leibniz Universität Hannover
Sponsoren des 4. Niedersächsischen Brennstoffzellen-Forums:
EWE AG • H.C. Starck • CUTEC-Institut GmbH • Energie-Forschungszentrum Niedersachsen – EFZN • Next Energy