Sind die Unternehmen da durch „schlanker" und vor allem besser geworden? Zweifellos steht die deutsche Industrie im internationalen Vergleich sehr gut da, doch reicht dies aus, um auch künftig den Anforderungen des Marktes Paroli bieten zu können? Es muss bezweifelt werden, dass Einzelaktivitäten wie beispielsweise die Einführung von 5S oder auch die Konzentration auf die Optimierung der Fertigungsprozesse ausreichend sind, um nachhaltig Verbesserungen zu erreichen.
Lean darf nicht zu einem Tool- und Methodenbaukasten verkommen, der nur konsequent angewendet werden muss und schon sind alle Probleme eines Unternehmens gelöst. Lean ist eine Philosophie, eine Geisteshaltung, welche vor allem im „Mittleren Management" und bei den Mitarbeitern tief verankert sein muss, um wirklich eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.
Hier ist noch ein langer Weg, den viele Unternehmen noch vor sich haben. Vor allem Unternehmensbereiche außerhalb der Produktion sind durch die Bank noch relativ unbeleckt. So gestaltet sich - nach wie vor - eine abteilungsübergreifende, prozessorientierte Zusammenarbeit als schwierig. Kommunikationsbarrieren und Bereichsegoismen zwischen Vertrieb, Entwicklung und Produktion sind leider immer noch eher die Regel als die Ausnahme.
Es wird somit weitergehen müssen mit Lean und Kaizen, allerdings viel flächendeckender, konsequenter und umfassender als sich dies heute immer noch einige Zweifler vorstellen können. Unternehmen ohne umfassende Prinzipien zur kontinuierlichen und konsequenten Verbesserung von Produkten, Prozessen und vor allem Mitarbeitern werden es - schon in naher Zukunft - sehr schwer haben.
Karl Heinz Döppler
Herausgeber LEANmagazin