Herr Chatzimarkakis, was ist für Sie der entscheidende Aspekt, um die Kampagne "Made in... for transparency" zu unterstützen?
Jorgo Chatzimarkakis: Der Verbraucherschutz und die Transparenz. Wer höhere Preise bezahlt, hat ein Anrecht darauf zu wissen, wo die Ware herkommt und ob sie tatsächlich aus Europa stammt. Denn es gibt inzwischen immer mehr Menschen, die ganz bewusst Produkte aus Europa kaufen wollen.
Was nützt dem Verbraucher die einheitliche Deklaration von Konsumgütern?
Jorgo Chatzimarkakis: Die Verbraucher in Japan, China und den USA haben ein Anrecht auf die Herkunftsbezeichnung. Warum sollen das europäische Verbraucher nicht haben. Ich sehe da ganz klar auch den Aspekt der Gleichbehandlung aller Verbraucher. Es gibt viele Europäer die wissen möchten, dass sie etwas Gutes für ihr eigenes Land tun, wenn sie ein Produkt kaufen, dass auch in Europa hergestellt wurde.
Sollte die deutsche Regierung der Verordnung des Europäischen Rates über die Angabe des Ursprungslandes zustimmen?
Jorgo Chatzimarkakis: Ja. Die Europäische Kommission möchte dies. Die Bundesrepublik Deutschland könnte durch ihr Votum den entscheidenden Ausschlag für eine Entscheidung im Sinne der Herkunftsbezeichnung geben. Doch bisher hat die Bundesregierung darüber noch nicht abschließend entschieden. Das liegt daran, dass Deutschland sowohl produziert als auch handelt. Und es gibt einige Händler die Bedenken haben, dass eine solche Kennzeichnungspflicht bürokratische Hürden mit sich bringt. Nehmen wir das Beispiel Villeroy + Boch und Rosenthal. Villeroy + Boch produziert Porzellan in Europa und möchte dies auch auf den Produkten stehen haben, was sie freiwillig auch schon machen. Doch der Konkurrent schreibt keine Herkunftsbezeichnung auf seine Produkte. Denn das Unternehmen lässt hochwertiges Porzellan in China produzieren, möchte aber nicht das Made in China als Label darauf haben.
Was passiert, wenn Europa keine verpflichtende Made-in-Kennzeichnung beschließt?
Jorgo Chatzimarkakis: Wenn die verpflichtende Kennzeichnung nicht beschlossen wird, dann müssen wir einen viel stärkeren Markenschutz betreiben. Bei diesem Thema werden wir Deutschen erst langsam wach. Doch auch Bundeskanzlerin Merkel setzt sich dafür ein. Bei ihrer jüngsten China-Reise hat sie sich sehr für den Markenschutz ausgesprochen. Das sollten wir intensivieren. Aber auch der Zoll sollte aktiv werden und müsste Raubkopien stärker als bisher beschlagnahmen.
Was bedeutet es für Sie ganz persönlich zu wissen, wo die Waren, die sie kaufen, herkommen?
Jorgo Chatzimarkakis: Zum einen bedeutet es für mich ganz klar: Ich möchte den ehrlichen Preis sehen. Und zum anderen geht es mir dabei auch ganz persönlich um meine beiden Töchter. Die sind 4 und 7 Jahre alt. Ich möchte, dass die zwei später einmal in Europa eine Arbeit finden. Und ich kann heute die Weichen dafür stellen, in dem ich den Standort unterstütze. Denn die Herkunftsbezeichnung bedeutet auch, dass ich den Standort Europa und damit die Wirtschaft und die Arbeitsplätze stärke.
Werden Sie administrative oder repräsentative Aufgaben im Rahmen der Kampagne übernehmen?
Jorgo Chatzimarkakis: Absolut. Wo immer ich gebraucht werde, bin ich bei dieser Kampagne dabei. Ich werde bei jeder meiner Auftritte auf die Notwendigkeit der Transparenz für Waren aus Europa hinweisen und meinen Beitrag dazu leisten, dass die Entscheidung im Sinne der Verbraucher auf europäischer Ebene im nächsten Jahr getroffen wird.
Die Initiative ist ein Zusammenschluss unterschiedlicher Organisationen und Verbände. Wie kann man deren gemeinsames Ziel auf den Punkt bringen?
Jorgo Chatzimarkakis: Alle Produkte werden mit einem Herkunftslabel ausgezeichnet, um die Transparenz für den Verbraucher zu gewährleisten.
Welchen Einfluss haben die europäischen Abgeordneten auf die Entscheidung?
Jorgo Chatzimarkakis: Die Entscheidung liegt jetzt zunächst einmal beim Rat. Dort wird zurzeit in den wichtigen Ausschüssen darüber diskutiert und vorentschieden. Wir können als Europaparlamentarier allerdings die Meinungsbildung beeinflussen und damit unseren wichtigen Beitrag leisten.
Wie können sich Bürgerinnen und Bürger für die Kennzeichnungspflicht von Waren aus Europa stark machen?
Jorgo Chatzimarkakis: Europa ist für Bürgerbeteiligungen immer offen. Bürgerinnen und Bürger können direkt Einfluss nehmen, in dem sie Druck auf die deutsche Regierung machen. Mein Appell: Schreiben Sie an Bundeskanzlerin Angela Merkel und sagen Sie ganz klar, dass der deutsche Verbraucher Transparenz möchte und genauso behandelt werden will wie der amerikanische, japanische oder chinesische.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.made-in-for-transparency.eu