- 15 Jahre Forum "Vereinbarkeit von Beruf und Familie"
- 600 Mitglieder im Netzwerk aktiv
- Angehörigenpflege und Fachkräfte-Training neue Themen
- Nachschulische Betreuung bleibt große Baustelle
Noch vor 15 Jahren wusste kaum ein Unternehmen mit dem Thema "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" etwas anzufangen. Heute, in Zeiten des Fachkräftemangels, ist das anders. Politik und Wirtschaft haben die große Bedeutung einer familienfreundlichen Personalpolitik erkannt. In der Rhein-Neckar-Region macht bereits jeder zweite Betrieb seinen Beschäftigten umfangreiche Angebote - angefangen bei flexiblen Arbeitszeiten über Heimarbeitsplätze bis hin zur Betriebs-Kita. Dieser Bewusstseinswandel - acht von zehn Unternehmen sehen sich in der Pflicht - ist auch Verdienst des Forums "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" der Metropolregion Rhein-Neckar.
Wirtschaft und Kommunen sensibilisiert
"Auf dem steinigen Weg zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die Metropolregion Rhein-Neckar in den vergangenen Jahren deutlich vorangekommen", sagte Dr. Gerhard Vogel, Präsident der IHK Rhein-Neckar und Vorstandsmitglied des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar, heute bei einer Feierstunde in Mannheim. "Das Forum 'Vereinbarkeit von Beruf und Familie' hat das Thema in unserer Region gesetzt. Inzwischen ist es auch auf Landes- und Bundesebene für seine innovativen Ansätze bekannt und gern gesehener Gesprächspartner." Vogel erinnerte an das Jahr 1999, als das Forum im Zuge der "Initiative für Beschäftigung" gemeinsam von BASF und IHK Rhein-Neckar gegründet wurde. Seit 2006 ist es bei der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH angesiedelt. Rund 600 Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik engagieren sich derzeit gemeinsam für familienfreundliche Konzepte in der Arbeitswelt.
Anfangsjahre: Ausbau der Kleinkindbetreuung
In den Anfangsjahren richtete das Forum seinen Fokus auf den Ausbau der Betreuungsinfrastruktur für unter dreijährige Kinder. "Zusammen mit den Kommunen haben wir zum Beispiel gemeinsame Standards für die Qualifizierung von Tagesmüttern erarbeitet", so Vogel. Als weitere Meilensteine nannte er den Aufbau der Kinderbetreuungsdatenbank Rhein-Neckar oder die Gründung der Familiengenossenschaft, mit der die Region im Jahr 2006 bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Als wegweisend bezeichnete er auch das Konzept "Delta Kids", das von Beginn an vom Forum unterstützt wurde. Heute organisieren die Verantwortlichen in Eigenregie und im Auftrag von 40 Firmen eine attraktive Ferienbetreuung für 1.000 Kinder aus der Region.
Neu: Angehörigenpflege und Führungskräfte-Sensibilisierung
"In den vergangenen 15 Jahren ist das Netzwerk stetig gewachsen", sagte Wolf-Rainer Lowack, Geschäftsführer der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, in seiner Bilanz. "Zugleich ist das Spektrum der Themen vielfältiger geworden." Als eine der größten Herausforderungen bezeichnete er die Alterung der Gesellschaft. "Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter. Dies bedeutet auch, dass immer mehr Beschäftigte die Pflege von Angehörigen übernehmen. Darauf müssen sich Unternehmen einstellen und entsprechende Angebote machen", so Lowack. Die Weiterbildungsreihe "Kompetenztraining Pflege" und den Praxisleitfaden "Pflegefall - Was nun?" des Forums bezeichnete er als wertvolle Hilfestellung für Unternehmen und deren Beschäftigte. Zugleich sei es wichtig, (angehende) Führungskräfte noch stärker für das Vereinbarkeits-Thema zu sensibilisieren. Auch hier leiste das Forum mit seinem "Lehrbaustein Familienfreundlichkeit", der an Universitäten und bei Arbeitgebern zur Schulung eingesetzt wird, einen wichtigen Beitrag.
Große Baustelle bleibt nachschulische Betreuung
Trotz der großen Fortschritte der vergangenen Jahre, erklärten Vogel und Lowack die Arbeit des Forums für noch lange nicht beendet: "Weiterhin gibt es viele Hürden zu nehmen", so der IHK-Präsident. Zum Beispiel gelte es, den Ausbau der Betreuungsinfrastruktur mit hohem Tempo fortzuführen. "Noch viel zu selten ist eine durchgängige Betreuung gewährleistet. Insbesondere wenn Kinder vom Kindergarten in die Grundschule wechseln, bricht die ganztägige Betreuung weg. Eltern stehen damit erneut vor der Herausforderung, Vollzeit-Job und Familienleben unter einen Hut zu bekommen", so Vogel. "Wir brauchen mehr Hortplätze in der Region", so sein Appell an die öffentliche Hand. Das Forum werde auf diesem Weg auch künftig kritischer Begleiter bleiben.
Zum Forum "Vereinbarkeit von Beruf und Familie"
Obwohl Politik und Wirtschaft das Thema Familienfreundlichkeit bereits seit vielen Jahren auf der Agenda haben, ist es in vielen Bereichen der Gesellschaft noch immer nicht angekommen. Dies zu ändern ist Anliegen des Forums "Vereinbarkeit von Beruf und Familie", das im Arbeitsbereich "Vitaler Arbeitsmarkt" der Metropolregion Rhein- Neckar GmbH angesiedelt ist. Aktuell setzen sich rund 600 Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung gemeinsam für zukunftsfähige Konzepte zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. Grundlage für die mittlerweile fünfzehnjährige Erfolgsgeschichte ist die kontinuierliche und intensive Netzwerkarbeit.
Regelmäßige Arbeitskreissitzungen und Forumstreffen sorgen für den regionalen Informations- und Wissensaustausch. Darüber hinaus fließt das regionale Know-how auch in eigene Projekte wie das Familienfreundlichkeitslabel "Still- und Wickelpunkte in der Metropolregion Rhein-Neckar" oder den Lehrbaustein "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" ein.