Scheu eine Chance zu geben
Darüber hinaus beklagen Vertreter der Wirtschaft ebenso immer wieder eine mangelnde Ausbildungsreife vieler BewerberInnen. Infolgedessen scheuen sich Arbeitgeber häufig, benachteiligten Jugendlichen eine Chance hinsichtlich des Einstiegs in eine Ausbildung zu geben.
Geradezu diametral hinsichtlich jener Entwicklung, steht dazu die Aussage von Jürgen Lehmann, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Oldenburg. Er weist -zurecht- darauf hin, auch Jugendlichen ohne Schulabschluss und mit Beeinträchtigungen sowie Migranten eine Ausbildungschance zu geben.
Aus diesem Grund, um Handlungsfelder aufzuzeigen und gesellschaftliche Impulse zu setzen, erarbeitet der Verband der Kolpinghäuser als Träger des Modellversuchs „Ausbildung in Vielfalt“ gegenwärtig Konzepte, um kleine und mittlere Unternehmen sowie alle gesellschaftlichen Kräfte, welche sich primär mit Fragen junger Menschen auseinandersetzen, für Jugendwohnen zu sensibilisieren.
Ein wirkungsvolles Instrument
Eine ausbildungsbegleitende Unterstützung junger Menschen am Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf, wie sie das Jugendwohnen bietet, ist nicht nur in Anbetracht vieler benachteiligter Jugendlicher ein wirkungsvolles Instrument gegen Jugendarbeitslosigkeit, sondern insbesondere in Zeiten des demographischen Wandels zugleich auch eine sozialethische Verpflichtung wie wirtschaftspolitische Notwendigkeit.
Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung trägt Jugendwohnen zur Fachkräftesicherung für all die Unternehmen bei, die Ausbildungsstellen anbieten, aber in ihrer Region keine passenden Bewerberinnen und Bewerber finden.
„Jugendwohnen“ ist als Leistung im § 13 Abs. 3 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII) verankert. Das Angebot richtet sich an junge Menschen im Alter zwischen 14 und 27 Jahren, die aufgrund ihrer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle, der Teilnahme an schulischen oder beruflichen Bildungs- und Eingliederungsmaßnahmen oder aus sonstigen sozialen Gründen ihre Familien und Heimat verlassen und an einem anderen Ort auf sich allein gestellt sind. Jugendwohnen bietet an über 500 Standorten Wohnraum und sozialpädagogische Begleitung im Alltag. Und über 200.000 Jugendliche pro Jahr nutzen das Angebot. Fast 60 Prozent von ihnen sind minderjährig.