Zum Nach- und Umdenken im Rahmen des Zukunftssymposiums Klima + Energie animierte insbesondere der Vortrag von Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsförderung. "Essen landet heute nicht mehr auf Tellern, sondern in Tanks", verdeutlichte Sinn die kontroverse Diskussion und internationale Aufstände im Hinblick auf Biosprit. Aktuellen politischen Anstrengungen bescheinigte der Ökonom Wirkungslosigkeit und sprach sich gegen den Ausstieg aus der Atomenergie aus. "Deutschland will 17 Kernkraftwerke abschalten, während sich weltweit 36 neue im Bau befinden, 93 Atommeiler geplant und 231 vorgeplant sind", untermauerte Sinn seine These. Seiner Meinung nach eine einsame Position, der sich niemand anschließen wolle.
Auch Subventionen für regenerative Energie verpuffen nach Ansicht des Wirtschaftsexperten ohne nennenswerte Ergebnisse. Schuld sei der internationale Emissionshandel: "Der Anteil, den wir bei uns einsparen, wird weltweit mehr in die Luft geblasen". Klimawandel und Erderwärmung könne seiner Ansicht nach nur entgegengewirkt werden, wenn man Großmächte wie Indien, China oder die USA ins Boot holt - eine Art "Super-Kyoto" also. Zudem plädierte Sinn dafür, nicht nur die Nachfrageseite zu berücksichtigen. Die Senkung des Energieverbrauchs sei ein wichtiger Punkt. Ebenso müsse jedoch die Angebotsseite, verkörpert durch "Ölscheichs" und "Gasoligarchen", betrachtet werden. Industrieunternehmen sollten energiesparende Lösungen entwickeln.
Genau dieses Thema hat sich Polymerspezialist REHAU nach Aussage von Rainer Schulz, CEO der REHAU Gruppe, auf die Fahnen geschrieben: "Wir wollen unser Unternehmen noch viel stärker auf Energieeffizienz ausrichten, sowohl im Hinblick auf unsere Produkte als auch Prozesse." Die Mitarbeiter wolle man von Anfang an auf den Weg mitnehmen und gemeinsam mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft potenzielle Lösungen diskutieren. Aus dieser Intention heraus sei die Idee geboren, ein Zukunftssymposium Klima + Energie auszurichten. Unternehmen könnten es sich laut Schulz nicht leisten, auf politisch gesetzte Randbedingungen zu warten, es müssten selbstständig Lösungen entwickelt werden. Professor Jürgen Lehmann, Präsident der Hochschule Hof, wies zudem auf sich für die Region ergebende Chancen hin: "Die auf uns zukommenden Umweltherausforderungen sind immens. Wir haben jedoch die Möglichkeit, Hochfranken zur Green-Tech-Region zu machen, um hier notwendiges Fachwissen aufzubauen". Ziel seien nicht allumfassende Lösungen, sondern das Besetzen spezifischer Bereiche.
Kernthemen für REHAU sind gemäß Schulz Energieeffizientes Bauen, die Erzeugung erneuerbarer Energien, Wassermanagement, Elektromobilität sowie Urbanisierung. Der Polymerspezialist biete bereits heute zahlreiche Systemlösungen, um beispielsweise erneuerbare Energien wie Wasser, Wind und Sonne zu nutzen, Energieverluste in Gebäuden zu vermeiden oder das Wassermanagement zu optimieren. In die Forschung und Entwicklung weiterer innovativer Produkte und Technologien werde stetig investiert. Auch das Zukunftssymposium Klima + Energie sei eine solche Investition, da Fachwissen und sich ergebende Diskussionen neue Denkanstöße lieferten.
Das Ziel sah Schulz am Ende der Veranstaltung als erreicht. Maßgeblich dazu beigetragen habe die Vielfalt der angesprochenen Themenbereiche - von "notwendigen Technologien und Produkten" (Prof Dr. Frithjof Staiß, Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung in Stuttgart) über "Geschäftsmodelle für nachhaltige Ökologie" (Prof. Henry Schäfer, Uni Stuttgart) den "Klimaschutz in der Wertschöpfungskette" (Michael Ziesemer, Geschäftsführung Endress und Hauser), "Chancen und Risiken des Marketings von Klimaschutz" (Ronald Focken, Geschäftsführung Serviceplan) bis hin zur politischen Situation (Prof. Hans Werner Sinn, Ifo-Institut München). Schulz deutete außerdem an, dass es sich beim Zukunftssymposium Klima + Energie voraussichtlich nicht um die letzte Veranstaltung dieser Art handeln wird.