Der Tank speichert Wasserstoff bei 700 bar. Zum Vergleich: Derart enorme Druckverhältnisse herrschen in der Tiefsee, gut 7000 Meter unter der Meeresoberfläche. "Der Drucktank muss sicherstellen, dass kein Wasserstoff ungewollt entweichen kann und er muss härtesten Crashsituationen standhalten können", erklärt Martin Wippermann, Mitglied der Automotive Geschäftsleitung bei REHAU. "Jede einzelne Komponente, aus denen das Tanksystem besteht, wird deshalb speziell für diese Herausforderungen entwickelt und intensiv erprobt."
Die Experten des Kunststoffverarbeiters mit Stammsitz in Rehau/Oberfranken widmen ihre Aufmerksamkeit einer ganz besonderen Tanklösung, die nicht nur extrem sicher und reproduzierbar hergestellt werden kann, sondern vor allem auch ressourcenoptimiert und umweltschonend. Am Produktionsstandort Viechtach soll die eigens von REHAU entwickelte Technologie zur Herstellung des Kunststoffdrucktanks nun vom Labor- auf den Fertigungsmaßstab übertragen werden. Dafür investierte das Unternehmen innerhalb des Werks gut 3,4 Millionen Euro in eine spezielle Anlagentechnik. "Für uns ist diese Entscheidung ein bedeutender Schritt in die Zukunft - um neue Technologien weiter voranzutreiben und zugleich einen wichtigen Beitrag zur Standortsicherung zu leisten", sagt Martin Wippermann. "Unsere Kunden verlangen danach, dass wir mit neuen Ideen und effizienten Lösungen vorausgehen; dass wir sie dabei unterstützen, die Mobilität zukunftsfähig zu gestalten, dass wir umweltfreundliche, ressourcenschonende Systeme entwickeln und zur marktfähigen Serienreife bringen.
Wenngleich die Serienreife des Wasserstoffdrucktanks noch nicht unmittelbar bevorsteht und sich auch ein Massenmarkt für Wasserstoff betriebene Fahrzeuge erst noch entwickeln muss: Die Zeichen deuten darauf hin. Namhafte Automobilmarken signalisieren bereits, schon in naher Zukunft auf die Brennstoffzellentechnologie als Antriebsalternative setzen zu wollen. Damit sich diese Technologie flächendeckend erfolgreich durchsetzen kann, braucht es sichere und robuste Speicher- und Transportmöglichkeiten für den Treibstoff.
Der von REHAU entwickelte Wasserstoffdrucktank bietet eine ökonomisch reizvolle und ökologisch sinnvolle Lösung, die in Wasserstoffautos der Zukunft ihren Platz finden wird: Die innerste Schicht des Tanks hat die Aufgabe zu verhindern, dass Gas entweichen kann. Kein Wasserstoff darf von innen nach außen gelangen, von außen darf nichts eintreten. Die Kapsel muss dicht bleiben und das stellt höchste Anforderungen an die Beschaffenheit ihres Materials. Spezielles Polyamid, ein äußerst beständiger, thermoplastischer Kunststoff, dient aufgrund seiner hervorragenden Festigkeit und Zähigkeit als essentielle Grundkomponente. Der Hochleistungswerkstoff wird in einer speziellen Fertigungsanlage unter Druck in seine zylindrische Form geblasen. Überzogen wird diese innerste Schicht mit einer Art Kokon aus Kohlefasern. Die Aufgabe des Kokons ist es, die Drücke des Tanks aufnehmen zu können und den Tank vor äußeren Einwirkungen zu schützen. Gerade diese Schicht ist aufgrund des hochwertigen Kohlefasermaterials von entscheidender Bedeutung für die Kostenbilanz des Wassertstoffdrucktanks. Das spezielle Verfahren verleiht dem Kokon höchste Festigkeit und macht nur ein Mindestmaß an Materialeinsatz erforderlich. Ein speziell entwickelter Kunststoff, der in einem darauf folgenden Arbeitsschritt eingebracht wird, sorgt dafür, dass der Tank haltbar gemacht wird. Dann ist er bereit dafür, Wasserstoff unter hohem Druck zu speichern und seine Leistungen in Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen unter Beweis zu stellen.