Kein einziges der deutschen AKWs ist gegen den Absturz eines Flugzeugs hinreichend gesichert - das musste jetzt selbst Bundesumweltminister Norbert Röttgen zähneknirschend einräumen. Bei sieben der älteren Kraftwerke, namentlich Biblis A und B, Brunsbüttel und Philippsburg, würde selbst der Absturz einer kleinen Maschine reichen, um eine verheerende Katastrophe auszulösen. "Diese Mängel", konstatiert Bernd Bodmer, Geschäftsführer des Balinger Unternehmens relatio PV, "sind mit Sicherheit nicht erst seit Fukushima bekannt". Bodmer geht noch weiter: Die schwarz-gelbe Bundesregierung ist seiner Meinung nach mit diesem Wissen bei ihrer Entscheidung zur Laufzeitverlängerung grob fahrlässig umgegangen.
Bodmers Unternehmen relatio PV projektiert und realisiert Photovoltaik-Anlagen von 10WKp bis in den Multi-Megawatt-Bereich. Die Wendehals-Politik der Bundesregierung trifft seine Firma empfindlich, das verhehlt der Geschäftsführer nicht. Dennoch stellt der relatio-Chef eines deutlich heraus: "Flugzeugkatastrophen sind keine Sciene Fiction, Erdbeben keine Utopie. Was aus Deutschland werden würde, wenn ausgerechnet in Biblis ein Flugzeug abstürzen würde, will ich mir persönlich gar nicht ausmalen."
Zumal zwischenzeitlich ein Mitarbeiter des japanischen Energiegiganten Tepco schwere Vorwürfe gegen den Betreiber des AKWs Fukushima erhebt. Entgegen der bisherigen Verlautbarung zum Hergang des Atom-Gaus in Japan war es offenbar nicht der Tsunami, der die furchtbare Katastrophe mit sich brachte, sondern allein das Erdbeben. Auch deutsche Atommeiler stehen in Erdbebengebieten.
Angesichts dieser Gefahren findet es Bernd Bodmer zynisch, "wenn in der aktuellen öffentlichen Diskussion ausschließlich davon gesprochen wird, was die Energiewende kostet und wie entsetzlich teuer das doch ist". Für den relatio-Chef indes steht unbestritten fest, dass die Menschen in Deutschland genau diese Wende in der Energiepolitik wollen. Allerdings hindere dies die aktuelle Regierung nicht daran, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mehr und mehr zu beschneiden: "Irgendwann investiert überhaupt niemand mehr in Photovoltaik-Anlagen." Warum? Das liegt für Bodmer klar auf der Hand. Investoren für große Projekte blieben dank beschlossener Gesetze jetzt schon fern: "Und wenn es mit dem EEG so weiter geht, baut auch kein Privatmann mehr eine Dachanlage." Dabei sei die Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Häusle für den viel zitierten "kleinen Mann" eine der wenigen Möglichkeiten, "seine ganz persönliche Energiewende" zu leben - außer natürlich der Möglichkeit, Strom zu sparen: "Die beste Kilowattstunde Strom ist die, die gar nicht erst verbraucht wird."