Das weltweite Datenvolumen dupliziert sich alle zwei Jahre. Neuronale Netze wie ChatGPT dürften die Zahlen in den kommenden Jahren noch einmal in die Höhe schnellen lassen. Mehr Datenproduktion auf Unternehmensseite heißt im Zeitalter der Globalisierung: mehr Übersetzungsbedarf.
Beim drittgrößten Übersetzungsdienstleister Deutschlands, der Reutlinger Transline Gruppe, arbeitet man deshalb hoch technologisiert – mit rasanten Fortschritten nicht nur in den Bereichen computergestützte und maschinelle Übersetzung, sondern auch bei der Spracherkennung, der computerlinguistischen Qualitätsprüfung und nicht zuletzt der effizienten Zusammenarbeit, also bei Datenaustausch und Wissensmanagement.
Herausforderung: Effizienz und Transparenz
All diese teils KI-gestützten Ressourcen bündelt Transline in einem eigenentwickelten ERP-System: Die Auftragsplattform TBlue bietet Kunden die Möglichkeit, all ihre Projekte zentral einzustellen, 24/7 zu beauftragen und übersichtlich zu verwalten.
Welchen Vorteil die Managementsoftware für Firmen mit hohem Übersetzungsaufkommen hat, erklärt Tilman Speidel, der bei Transline den Bereich Projektmanagement leitet: „TBlue ist für große Datenmengen ausgelegt – und wird von unserer Entwicklungsabteilung stetig um für Kunden wichtige Funktionen erweitert. Dazu gehören maßgeschneiderte Lösungskonzepte, um Innovationen – etwa im Bereich KI – bestmöglich in den Übersetzungsworkflow zu integrieren.“
Lösung: Konnektivität und Process Modeling
Große Industriekunden stehen meist vor der komplexen Herausforderung technisch unverbundener Systeme. Die Übersetzungsplattform TBlue löst dieses Problem, indem sie sich via Connector an unterschiedliche Content-Systeme andockt. Ist die Schnittstelle einmal eingerichtet, startet der Übersetzungsprozess automatisiert. Nach Freigabe der Zieltexte werden diese vollautomatisch ins ursprüngliche System zurückgespielt.
Persönliche Projektmanager sind gerade in einem dynamischen und technologisch anspruchsvollen Umfeld als Berater und Lösungsfinder gefragt, so Tilman Speidel. Nach dem Prinzip „One Team to the Customer“ ist jeder Transline Projektkoordinator innerhalb eines Branchenteams eng vernetzt. So gehören etwa dem „Team Hausgeräte“ Experten aus verschiedenen Abteilungen an, darunter Übersetzer, Lektoren, Qualitätsmanager, Computerlinguisten, Crossmedia-Profis, IT-Entwickler und Prozessberater. Business Process Modeling – heute eine der Kernaufgaben im Language Consulting – hilft, komplexe Workflows einfach zu machen.
Technologisierung versus menschliche Kompetenz?
Und wie steht es um Humanübersetzer – werden Sprachkünstler in Zeiten maschineller Übersetzungssysteme noch gebraucht? Ein neuronales Netz trainiert vereinfacht gesagt so: Es liest Ausgangstext und Übersetzung, vergleicht, erfasst und verfeinert. Wichtig dabei: Die KI merkt sich eigene Fehler und lernt daraus. So kommt das künstliche Gehirn zu beindruckenden Ergebnissen, fast einem Menschen gleich und zum Übersetzen geeignet.
„Die Aufgabe des Menschen ist es, zu prüfen, was der Algorithmus produziert“, erläutert Tilman Speidel. „Das Berufsbild der Humanlinguisten ist sehr wandelbar und hat sich den Erfordernissen des Markts im Laufe der Zeit angepasst. Neben dem klassischen Übersetzen konzentrieren sie sich heute auf neue Beschäftigungsfelder, wie beispielsweise das Posteditieren maschinell übersetzter Texte oder Leistungen wie Transkreation.“
„Size matters“?
Der Transline Kunde profitiert von großen Synergieeffekten innerhalb der Gruppe mit ihren insgesamt sieben Standorten. Das Koordinieren der Expertenteams läuft für den Auftraggeber unbemerkt hinter den Kulissen ab. Wichtig ist nur: Es gibt für jedes Projekt den richtigen Spezialisten.
Ob die Größe des Dienstleisters in Zeiten der Digitalisierung entscheidend ist? „Es kommt nicht nur auf die Größe an. Vor allem geht es um Innovationsfreude und Kundenorientierung, um kontinuierliches Weiterentwickeln – immer mit einem Ohr am Herzschlag des Kunden.“