Dabei werden etwa mithilfe von Fragebögen oder Interviews die Belastungen ermittelt und beurteilt. So fragen die Arbeitspsychologen beispielsweise ab, was die Mitarbeiter am Arbeitsplatz gesund hält oder was sie belastet. „Unausgesprochene Konflikte und Mobbing bergen ein hohes Risiko dafür, dass die Mitarbeiter mit körperlichen Beschwerden zur Arbeit gehen und nicht 100 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit abrufen können“, erklärt Diplom-Psychologin Iris Dohmen von TÜV Rheinland. Referenzwerte aus unterschiedlichen Branchen ermöglichen es den Unternehmern zu wissen, wie sie im Vergleich stehen. Auch lassen sich Kennzahlen zu Krankenstand, Fluktuation oder Unfallzahlen mit den Ergebnissen korrelieren und so bestimmte Belastungen aufklären.
Ampelsystem
„Die daran anknüpfende Risikoeinschätzung zeigt, was passiert, falls sich an dem Ist-Zustand nichts ändert“, sagt Dohmen. Mittels eines Ampelsystems gewinnt der Unternehmer einen Überblick, wo im Unternehmen dringender Handlungsbedarf besteht und welche Bereiche als kritisch anzusehen sind. Dabei werde auch deutlich, auf welchen Gebieten Ressourcen gehalten werden sollten, erläutert die Fachgebietsleiterin Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie bei TÜV Rheinland.
Verbindlicher Zeitplan
Die Risikoeinschätzung erhöht Dohmen zufolge gleichzeitig den Druck auf Unternehmer, nach der Gefährdungsbeurteilung auch tatsächlich Maßnahmen zu ergreifen. Denn noch immer lassen viele Betriebe diese Chance ungenutzt. Im Sinne der Mitarbeiter sollte es jedoch eine verbindliche Zeitschiene geben, wann mit ersten Ergebnissen zu rechnen ist. Das kann vom Einsatz eines Konflikt- und Vertrauensbeauftragten über Workshops für Führungskräfte zum Gesunden Führen bis hin zu einem ergonomischeren Arbeitsplatz reichen.