Vorteile des Trainings-Systems gegenüber konventionellen Lehrmethoden am Patienten sind die ständige Verfügbarkeit einer Vielzahl von Netzhauterkrankungen und die Möglichkeit, die diagnostischen Fähigkeiten der Studierenden objektiv zu evaluieren. Der Augenspiegel-Simulator wurde von VRmagic in Zusammenarbeit mit der Klinik für Augenheilkunde der Goethe-Universität Frankfurt/Main und dem Lehrstuhl für Informatik V der Universität Heidelberg entwickelt. Zurzeit wird das Gerät im Augenspiegelkurs der Universitätsklinik Frankfurt eingesetzt und evaluiert.
Zielgruppen
Die Augenspiegelung zu erlernen ist Bestandteil jedes Medizinstudiums. Die Handhabung des Ophthalmoskops und die richtige Positionierung der Lupe erfordern viel Übung. Für die Betrachtung des Augenhintergrunds wird in der Regel die Pupille der untersuchten Person durch Tropfen künstlich erweitert, weshalb die Augen noch Stunden später unangenehm lichtempfindlich sind. Der jetzt vorgestellte Simulator ermöglicht das Üben der Augenspiegelung ohne Belastung für einen Patienten. Das Gerät ist besonders geeignet für die Aus- und Weiterbildung von Augenärzten, aber auch von Allgemeinmedizinern, Internisten, Gynäkologen, Diabetologen, Neurologen und Unfallchirurgen. Universitätskliniken können die Datenbank des Simulators durch eigene Fälle erweitern.
Augmented-Reality-Technologie ermöglicht realitätsnahe Simulation von Netzhaut-Untersuchungen
Der Simulator besteht aus einer kopf-getragenen Datenbrille, einem Patienten-Modellkopf, einer frei beweglichen Lupe und einem PC mit Touchscreen zur Steuerung des Systems. Die Handhabung des Simulators entspricht der eines realen Ophthalmoskops. Der Nutzer sieht durch die Datenbrille die reale Szene mit seiner Hand und der Lupe. Statt des Modellkopfs sieht er einen computergenerierten Patientenkopf und auf der handgehaltenen Lupe den jeweils sichtbaren Ausschnitt des Augeninnenraums. Das dreidimensionale Bild des Augeninnenraums wird in Echtzeit berechnet, so dass für den Anwender der Unterschied zwischen realer und virtueller Bildebene kaum wahrnehmbar ist. Wie bei einem realen Ophthalmoskop muss der Nutzer die Lupe auf der richtigen Sichtlinie und im richtigen Abstand zur Pupille des Modellkopfs führen, um die simulierten Bilder der Netzhaut sehen zu können. Ophthalmoskop-Einstellungen wie die Stereobasis, die Dioptrienzahl der Lupe oder die Lichtintensität können über den Touchscreen verändert werden.
Objektive Evaluation von Untersuchung und Diagnose
Verfügbare Pathologien reichen von altersabhängiger Makula-Degeneration über diabetische Retinopathien bis hin zu Toxoplasmose und Venenverschlüssen. Die Datenbank des Simulators liefert die Symptome und Krankheitsgeschichte des virtuellen Patienten. Trainierende können ihre Befunde und Diagnosen in einen Fundus-Editor eingeben. Der Simulator gibt eine detaillierte Evaluation sowohl der Diagnose als auch der Handhabung des Ophthalmoskops. Bewertet wird beispielsweise die Zeit, die für die Untersuchung benötigt wurde, der Anteil der Netzhaut, der in der Lupe sichtbar war oder die Belastung der Netzhaut durch Licht.