- Konsolidierung zeigt die Bewegung im Markt
- Weltmarktführer Xometry verzehnfacht die monatliche Kundenzahl
- Corona als Beschleuniger für eine innovative Technologie
München - Zehnmal so viele Kunden pro Monat wie noch vor einem Jahr. Diese Bilanz der Produktionsplattform Xometry Europe zeigt: Das junge Segment der digitalen Auftragsvergabe kommt rasch voran. Der gesamte Markt der Produktionsplattformen ist in Bewegung. Sichtbar wird das nicht nur an rasch wachsenden Kundenzahlen. Auch bei den Firmen selbst tut sich einiges. Mehrere Anbieter wurden in der letzten Zeit von Konkurrenten übernommen. Sie wollen sich mit vereinten Kräften ein Stück dieses Milliardenmarktes sichern. So stieg der Maschinenbauer DMG Mori beim Unternehmen Up2parts aus Ostbayern ein, der Berliner Anbieter Kreatize schluckte den schwäbischen Wettbewerber Fabrikado.
Den größten Schub erfuhr die innovative Technologie vor genau einem Jahr. Da war der US-Anbieter Xometry nach Europa gekommen, die weltweit größte digitale Plattform für Produktionsdienstleistungen. Im November 2019 hatten die Amerikaner das in München ansässige Startup übernommen, damals die Nummer 1 unter Europas Plattformen.
Mit unverändertem Management arbeitet das Unternehmen heute als Xometry Europe. Welches große Potenzial für Handwerk, Mittelstand und Industrie in dieser neuen Form der Auftragsvermittlung steckt, zeigt die stürmische Entwicklung dieses Jahres.
Digitale Produktionsplattformen automatisieren die Suche, das Erstellen von Angeboten und auch die Vergabe von Aufträgen. Sie bringen mit Hilfe ausgeklügelter Software unterschiedliche Hersteller und Auftraggeber zusammen. Die Vorteile des Verfahrens beschreibt Wirtschaftswissenschaftler Robert Henzel, der an der Universität Stuttgart über das sogenannte Cloud Manufacturing forscht: „Auf diese Art und Weise können die vorhandenen Ressourcen auf allen Seiten gut ausbalanciert werden.“ Keine toten Maschinenzeiten mehr und auch keine langwierige Lieferantensuche. Das übernimmt die Software der Plattform.
Im Fall von Xometry Europe wählen die Auftraggeber aus mehr als zehn verschiedenen Produktionstechnologien, darunter traditionelle wie CNC-Bearbeitung und Spritzguss oder hochmoderne wie die additiven Verfahren MJF, SLA,SLS oder Carbon DLS. Vermittelt werden Prototypen oder auch ganze Serien, mehr als 50 Metalle und Polymere stehen dazu bereit. Aus diesem großen Angebot wählen die Nutzer mit nur wenigen Klicks. Die große Bequemlichkeit ist einer der Gründe für den Erfolg.
Das Verfahren bringt außerdem eine bessere Auslastung der Maschinen - selbst für kleine Hersteller. Sie erhalten mit der Nutzung digitaler Plattform einen wesentlich leichteren Marktzugang. Neue Orders holen sich diese Betriebe einfach per Klick, und zwar genau passend zur jeweiligen Auslastung.
Die Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf dieser Prozesse sind möglichst viele Unternehmen, die sich auf eine Plattform beteiligen. Im Fall von Marktführer Xometry sind es heute 2000 Firmen in ganz Europa.
Gerade in der Coranakrise haben viele Unternehmen die Vorteile der Plattformen entdeckt. Sie sicherten ihre Lieferkette, in dem sie sich dort kurzfristig neue Produzenten suchten. Andere Firmen ersetzten ausgefallene Orders durch die digitale Vermittlung. Innerhalb des vergangenen halben Jahres verbuchte allein Xometry Europe ein Lieferantenplus um ein Drittel.