In Bochum können sich Interessierte ab sofort mit neuen Technologien im Gesundheitswesen vertraut machen. Im neuen "Anwenderzentrum eGesundheit" werden wichtige Telematik- und Telemedizinanwendungen, die sich im Erprobungs- oder Produktivbetrieb befinden, präsentiert. Hierzu zählen neben Systemen zur Dokumentation und Kommunikation über elektronische Patienten- und Fallakten, auch die Signatur und der Versand des elektronischen Arztbriefes, die Authentifizierung und Autorisierung mittels elektronischer (Heil-)Berufsausweise sowie der Austausch medizinischer Expertise mit telemedizinischer Unterstützung. Koordiniert durch die ZTG GmbH soll künftig ein Dialog mit Ärztinnen und Ärzten, den Angehörigen weiterer Gesundheitsberufe sowie mit Bürgerinnen und Bürgern entstehen, um Ängste gegenüber den neuen Technologien abzubauen und die Akzeptanz zu steigern.
Welchen hohen Stellenwert das neue Anwenderzentrum hat, zeigte nicht zuletzt die Teilnahme von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens, die in ihrer Eröffnungsrede deutlich machte, dass das Anwenderzentrum eine wichtige und zentrale Anlaufstelle darstellt, um sich mit den neuen Technologien und Lösungen vertraut zu machen. An oberster Stelle stehe hierbei immer die konsequente Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Anwenderinnen und Anwender. Wie die Nutzerorientierung im Rahmen der Landesinitiative umgesetzt wird, wurde im Rahmen der Eröffnung des Anwenderzentrums anhand von zwei Beispielen deutlich.
So konnten die Besucherinnen und Besucher live eine Videokonferenz verfolgen, in der sich der Mediziner einer Rehabilitationsklinik eine Zweitmeinung in der intensivmedizinischen Abteilung des Uniklinikums Aachen einholte. Im Rahmen des Teleintensivmonitoring-Projektes (TIM) erfolgt auf Wunsch rund um die Uhr eine telemedizinisch unterstützte Betreuung von Patientinnen und Patienten. Über eine Fallaktenlösung können Daten aus existierenden Krankenhausinformationssystemen für gemeinsame Visiten, Fallbesprechungen und Konsile zusammen mit audiovisueller Live-Konferenz genutzt werden. Die schnellere und effektivere Behandlung der Patientinnen und Patienten kann die Versorgung optimieren und Leben retten (Prof. Dr. med. Gernot Marx, FRCA, und Dr. med. Robert Deisz, Uniklinik Aachen).
Am Beispiel des Palliativnetzes Bochum wurde verdeutlicht, wie elektronische Aktenlösungen zu einer interprofessionellen Palliativversorgung beitragen können. So kann die Betreuung schwer kranker und sterbender Patientinnen und Patienten im Team durch eine vernetzte Dokumentation und Kommunikation maßgeblich erleichtert werden. Mithilfe einer Palliativakte können die behandelnden Palliativmedizinerinnen und -mediziner, Pflegekräfte, ambulanten Hospizdienste und weitere Beteiligte zeitnah und vollständig alle behandlungsrelevanten Informationen, z. B. vom Krankenhaus, der Apotheke und dem Pflegedienst, abrufen (Klaus Blum, Palliativnetz Bochum e.V.).
Im Anwenderzentrum eGesundheit können alle Nutzerinnen und Nutzer, die Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Systemen benötigen, sich nun bei den Expertinnen und Experten der ZTG entlang praxisnaher Fragestellungen und anhand "echter" System-Installationen über die Potenziale von Telematik und Telemedizin informieren. Interessierte können jederzeit bei der ZTG einen Besichtigungstermin vereinbaren, um sich die Best-Practice-Ansätze live vor Ort anzuschauen.